Schon in Los Angeles anzukommen, kann überfordern. Das Stadtgebiet, welches man beim Landeanflug überfliegt, nimmt einfach kein Ende. Und wenn man endlich aus dem Flughafen raus ist, sieht man sich einem beispiellosen Verkehrs-Chaos gegenüber, welches zu den Stoßzeiten in unvorstellbaren Zeitlupen-Blech-Lawinen kulminiert. Auf ein vernünftiges Netz an öffentlichem Nahverkehr braucht man hier auch nicht zu hoffen, so dass eigentlich alle Zeichen auf „Schnell weg!“ stehen müssten!
Aber das L.A., das wir alle aus Film und Fernsehen kennen, zieht doch jedes Jahr Millionen von Touristen an und spuckt einen verdammt großen Teil von ihnen unbeeindruckt und enttäuscht wieder aus. Zerstörte Hoffnungen, nicht erfüllte Erwartungen, entnervtes Abreisen – die Erfahrung vieler Touristen mit der Stadt der Engel klingt wie der zerschmetterte American Dream im Schnelldurchlauf.
Wir haben mal unsere Erfahrungen zusammengetragen, wie man erste Enttäuschungen vermeidet…
- Bitte, bitte, bitte nehmt euch einen Mietwagen! 10-spurige Freeways mögen abschreckend wirken, aber eine so große Stadt mit einem sich gerade im Aufbau befindlichen öffentlichen Nahverkehrs-System erkunden zu wollen, kommt einer Sisyphos-Aufgabe gleich. In L.A. gibt es kein klassisches Stadtzentrum, wo ihr einfach abends durchspazieren könnt, es gibt auch nicht wirklich eine zentrale Empfehlung für ein Hotel, weil in dieser Stadt nichts wirklich zentral ist. Ihr braucht ein Auto, um ans Meer zu kommen. Ihr braucht ein Auto, um nach Hollywood zu gelangen und Disneyland ist auch 50 Kilometer entfernt. Ohne Auto geht in L.A. so gut wie gar nix, deswegen: Augen zu und durch! …also bitte nicht wirklich die Augen schließen, ihr wisst schon, was ich meine 😉
Must-Have in der Stadt der Engel: Ein Rental Car!
- Nehmt euch Zeit! Wer auf die Idee kommt, die Hot Spots von L.A. an einem Tag durchzuknüppeln, hat seine Hausaufgaben definitiv nicht gemacht. Schon Hollywood ist fast 20 Kilometer vom Santa Monica Pier entfernt. Aber selbst das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn der Großraum Los Angeles erstreckt sich über grob 150 Kilometer von Ost nach West und Nord nach Süd….insgesamt reden wir von einer Fläche, die größer ist als Bayern. Die Entfernungen sind das erste, was dem motivierten Tagestouristen in Los Angeles einen Strich durch die Rechnung macht. Also plant eure Point-of-Interests gut und versucht sie sinnvoll zu verknüpfen.
Only in L.A…. 1 Stunde und 38 Minuten für rund 60 Kilometer auf mehrspurigen Autobahnen!
- Plant mit dem Verkehr! In diesem riesigen Gebiet leben rund 20 Millionen Menschen, die alle morgens zur Arbeit und abends wieder nach Hause wollen. Somit ist der Verkehr der nächste Punkt, den fast jeder Besucher der Stadt unterschätzt. Was auf der Karte nach einer überschaubaren Entfernung aussieht, entpuppt sich zur Rush Hour schnell als Halbtagestrip. Deswegen sollte man entweder sehr früh, oder erst entspannt nach dem Morning Rush starten und die Fahrtetappen ungefähr so planen, dass man möglichst wenig zu den klassischen Feierabend-Stoßzeiten im Auto unterwegs ist. Versteht uns nicht falsch, ihr werdet trotzdem im Stau stehen…ganz ohne geht in L.A. vermutlich gar nicht, aber ihr könnt die Zeit zumindest durch vorausschauende Planung verringern. Nicht ganz unwichtig ist dabei auch die Routenplanung: Der auf der Karte kürzeste Weg/Freeway ist nicht immer der kürzeste, manchmal lohnt es sich kleine Umwege mit mehreren Freeway-Wechseln in Kauf zu nehmen, um sich so an den Haupt-Verkehrsadern vorbei zu mogeln. Unter Angelos gilt generell: „Never take the 5!“, also die Interstate 5, die chronisch verstopft ist. Großes Stau-Risiko herrscht ebenfalls auf der 405, der 10, der 101 und der 110.
Abkürzungen im normalen Straßennetz der Stadt sollte man nur mit zumindest ansatzweise vorhandener Ortskenntnis angehen, siehe dazu auch Punkt 6! - Besucht nicht nur die Hot Spots (das gilt ja eigentlich für jedes Urlaubsziel ;))! Los Angeles hat viel mehr zu bieten, als nur Hollywood und Santa Monica! Wenn ihr auch nur ein bisschen über den Reiseführer-Tellerrand hinausschaut, könnt ihr majestätische Bergketten mit kurvigen Bergstraßen entdecken, spektakuläre Küstenabschnitte erleben und abwechslungsreiche Stadtviertel genießen, die man in L.A. teilweise komplett zufällig entdeckt. Setzt euch ins Auto und er-fahrt die Stadt – ihr werdet unzählige coole Spots finden, die in keinem Reiseführer verzeichnet sind, egal worauf ihr steht: City, Berge, Meer…L.A. hat von allem mehr als genug zu bieten!
Die Route 66 endet am Santa Monica-Pier in einem unüberschaubaren Touristen-Gewusel.
- Plant mit dem Klima! Was? In der Stadt, in der fast immer die Sonne scheint, nach dem Wetter schauen? Ja, unbedingt! L.A. ist das ganze Jahr über Spielball der monumentalen Schlacht zwischen Pazifik- und Wüsten-Klima. Durch den topografischen Kessel in Form der angrenzenden Bergketten, steht gerade im Sommer die Luft in der Stadt und wird zusätzlich noch von den Wüstenwinden befeuert. Temperaturen jenseits der 40°C sind keine Seltenheit und da die Luft nicht abziehen kann, entsteht das bekannte Smog-Problem. Auf die jeweilige Lage sollte euer Tourprogramm unbedingt angepasst werden! Wanderungen in die Berge bei 40°C und mehr? Nope! Eine lange Fahrt zu einem hohen Aussichtspunkt bei hohem Smog-Level? Nope! Die Liste der möglichen Fehlkonstellationen scheint endlos, dabei ist es gar nicht so schwer! Wenn ihr nirgendwo Berge sehen könnt, könnt ihr euch sämtliche Aussichtspunkt-Ausflüge sparen! Wenn ihr schon morgens vor Hitze eingeht, verzichtet auf Wanderungen, denn die sind unter solchen Bedingungen sogar richtig gefährlich! Wählt für solche Tage die Nähe des Meeres, wo die Luft klarer und zumindest ein bisschen vom Pazifik-Wind zu spüren ist. Es hat am Vorabend geregnet? Dann nix wie rauf auf die Berge, denn nie ist die Luft in L.A. so klar wie nach einem der seltenen Regen-Schauer. Die Weitsicht wird euch den Atem rauben!
- Achtet auf eure Umgebung! Wir wollen hier niemandem Angst machen, aber wie in jeder großen Stadt gibt es auch in Los Angeles Stadtviertel, die man besser meidet. Teilweise ist man schon durch die Popkultur mit einigen Namen vertraut – Compton, South Central, Inglewood! Dort regieren die Gangs und mit denen ist definitiv nicht zu spaßen. Meist ist es sehr offensichtlich, wenn ein Viertel kippt – man erkennt es an den Menschen, die auf den Straßen unterwegs sind, oft säumen Zelte den Straßenrand. Kaum eine andere Stadt bietet derartig heftige Kontraste zwischen Glamour und beispielloser Armut. Kommt man in ein solches Viertel, sollte man schleunigst umdrehen. Problematisch kann sein, dass derartige Gebiete direkt an beliebte Viertel grenzen und diese besonders nachts in Mitleidenschaft ziehen. Skid Row ist beispielsweise einer der ärmsten Bezirke der Stadt und liegt unmittelbar neben Downtown. Sobald die Bänker nach Feierabend alle verschwunden sind, wird so auch das mit Glaspalästen und Wolkenkratzern übersähte Stadtzentrum zu einer nicht mehr ganz so einladenden Gegend. Auch vermeintliche Vorzeige-Viertel wie Hollywood oder Santa Monica können nach Einbruch der Dunkelheit kippen. Was also tun? L.A. am besten ganz meiden? Nein, auf keinen Fall! Wie überall gilt: mit gesundem Menschenverstand die Lage beobachten, an den richtigen Stellen wachsam sein und alles ist gut. Wir hatten noch nie ein Problem in der Stadt der Engel, aber wir sind uns auch meistens bewusst, in welchen Gegenden Probleme lauern können.
Auch wenn man gar nicht weit weg von Downtown L.A. ist, kann die Gegend schonmal kippen. In dem Fall bleibt man besser im Auto…
Wenn ihr das alles berücksichtigt, habt ihr schonmal eine gute Ausgangsbasis, um mit den Eigenheiten von L.A. klar zu kommen. Was es sich in der Stadt zu machen lohnt, welche Geheimtipps es zu entdecken gibt und wie man das alles in eine sinnvolle Tour gepackt bekommt, haben wir für euch in 3 möglichen Touren untergebracht: One day in L.A. – Unsere 3 Top-Routen