Viele Südwest-Touristen planen für die unendlichen Weiten der USA zu wenig Zeit ein. Auch nach zahlreichen Besuchen passiert uns das selbst immer noch hier und da. Der Zion National Park in der Nähe von Utah ist einer dieser Parks, die oft nur „im Vorbeifahren“ mitgenommen werden. Aber was tun wenn man wirklich nur eine Stunde im Zion National Park hat? Wir haben die Empfehlung für die Durchreise-Touristen, denen plötzlich auffällt, dass der Zion National Park doch mehr als ein unscheinbarer grüner Fleck auf der Landkarte ist.
Der Zion National Park liegt so günstig beziehungsweise ungünstig zwischen Las Vegas und den Weiten des Wilden Westens, dass er sich einfach perfekt als Durchreise-Station positioniert und als solche oft ein bisschen untergeht. Oft kommen die Touristen aus Vegas und haben eine Übernachtung in Kanab oder gar in Page oder am Bryce Canyon eingeplant. Viele dieser Kandidaten verfluchen ihre Planung, sobald die imposante Felskulisse des Zion National Parks am Horizont erscheint, denn obwohl er im Vergleich zu Grand Canyon, Monument Valley & Co nur selten Erwähnung findet, ist der Zion ein wahres Highlight im Südwesten. Wenn Touristen diesen Umstand realisieren, ist es oft schon zu spät, noch etwas an der Planung zu ändern.
Wer dann wirklich nur wenige Stunden für dieses Natur-Juwel opfern kann, dem legen wir für gewöhnlich den Zion Canyon Overlook Trail ans Herz, der direkt an der Parkstraße Richtung Kanab startet. Hier kann man mit geringem Zeitaufwand zumindest kurz in die wuchtige Wildnis des sich auftürmenden Colorado Plateaus eintauchen und am Ende eine unsterbliche Aussicht genießen. Und man kann den Trailhead auf der Durchfahrt des Parks kaum verfehlen. Denn fast jeder Tourist, der von Vegas kommend in die Naturwunder des Südwestens unterwegs ist, fährt mehr oder weniger zwangsläufig durch den Zion National Park.
Wenn ihr aus Richtung Las Vegas kommt, folgt ihr einfach dem Mount Carmel Highway, der sich nach einigen Meilen im Park in Serpentinen der Felswand entgegenschlängelt und schließlich in einem langen Tunnel verschwindet. Am Tunnelausgang befindet sch dann direkt rechts in Parkplatz. Kommt ihr von Kanab aus, müsst ihr euch vor dem Tunnel um einen Parkplatz am Straßenrand bemühen. Gerade im Sommer ist das alles andere als entspannt, da dutzende Touristen den relativ einfachen Trail gehen wollen. Immerhin fahren die Reisebusse mangels entsprechenden Parkplätzen vorbei.
Habt ihr einen Parkplatz gefunden, steht euch ein abwechslungsreicher, aber trotzdem recht harmloser Hike von rund 30 Minuten (one way) bevor. Vergesst dabei nicht, gerade im Sommer mehrere Flaschen Wasser einzupacken. Nicht selten übersteigen die Temperaturen im Zion National Park die 40 Grad-Marke. In der prallen Mittagshitze im Hochsommer sollte man selbst eine verhältnismäßig kurze Wanderung nicht antreten.
Der Hike führt euch auf einer verhältnismäßig kurzen Distanz über steile Serpentinen nach oben, unter ausgewaschenen Felsüberhängen durch, an steilen Abgründen entlang. Der Schwierigkeitsgrad ist niedrig, man muss kein erfahrener Hiker sein, festes Schuhwerk und eine gewisse Grundvorsicht sind aber gerade in den steileren Passagen durchaus sinnvoll. An einigen Stellen kann es schon mal rutschig werden und mit einem guten Schuhprofil findet man auf den sandigen Felsuntergründen besseren Halt. Überhaupt geht der schmale Pfad zum Overlook wortwörtlich über Stock und Stein…dicke Wurzeln, Felsstufen, entlang an abenteuerlichen Geländerkonstruktionen.
Menschen mit Höhenangst dürften an einigen Stellen Schwierigkeiten haben, aber es ist machbar (ich selbst habe auch Höhenangst) und der Großteil der kritischen Passagen ist mit einem Geländer abgesichert.
Wenn ihr schließlich am Zion Canyon Overlook ankommt, gerät die tickende Uhr schnell in den Hintergrund, da das Gebotene die Felsmassive des mächtigen Colorado Plateau in magischer Schönheit präsentiert. Der Aussichtspunkt ist mächtig und bietet zu jeder Tageszeit seinen ganz eigenen Reiz. Die beeindruckendsten Lichtverhältnisse erhalten Fotografen am Vormittag oder kurz vor Sonnenuntergang, als auch unser Titelbild entstanden ist. Auch das Touristenaufkommen ist zu diesen Zeiten noch am ehesten erträglich.
Nur ein kleiner Teil des Overlooks ist gesichert. Es lohnt sich durchaus, ein bisschen nach links und rechts weiterzuklettern, aber man sollte nicht vergessen, dass am Rande des imposanten Aussichtspunktes der Abgrund lauert.

Foto: Florian von Besser
Der Zion Canyon Overlook befindet sich oberhalb des Great Arch, welcher sich imposant aufgetürmt hat, als man der Parkstraße auf den Serpentinen ins Felsmassiv gefolgt ist. Wer hier nicht aufpasst, läuft Gefahr mehrere hundert Meter abzustürzen. Am Canyon Overlook sind laut National Park Verwaltung bereits zwei Menschen ums Leben gekommen.
Wer aber aufpasst und die Ratschläge beachtet, sollte am Zion Canyon Overlook bei verhältnismäßig geringem Zeitaufwand einen feinen, kleinen Hike mit einer bombastischen Aussicht geliefert bekommen, der einen ersten Eindruck des beeindruckenden Parks liefert, welcher natürlich noch unendlich viel mehr zu bieten hat. Beim nächsten Mal empfiehlt es sich dann, deutlich mehr Zeit mitzubringen!
Wer mehr Zeit im Zion National Park verbringen möchte, sollte miteinplanen, dass ein großer Teil des Parks (also alles abseits des Mount Carmel Highways) nur via kostenlosem Park Shuttle Bus erreichbar ist. Dadurch muss man für die An- und Abreise auch unter Umständen noch Wartezeiten einplanen.
Wart ihr schon mal im Zion National Park? Was waren eure Highlights?