Einmal in der ersten Reihe fliegen ist ein Privileg, dass man sich bei den meisten Airlines kaum leisten kann, da sich dort entweder die sündhaft teuren Business Class oder First Class-Sitze befinden. Die immer stärker wachsende Billigfluggesellschaft Vueling mit Basis in Barcelona wirbt nun mit einem neuen Konzept: die Plätze mit extraviel Beinfreiheit, Priority Boarding & Co gibt’s für überschaubare 23,99 Aufpreis. Dustin hat sich das auf einer Dienstreise von Rom nach Barcelona mal genauer angeschaut.
Vueling steht wie eigentlich alle großen Billigflieger bei den Passagieren oft in der Kritik. Während das Grundprodukt sich kaum von Ryanair, Easyjet & Co unterscheidet, sind zumindest die Sitze in den ersten Reihen sehr interessant. Während diese vor wenigen Monaten noch in einer Quasi-Business Class namens Vueling Excellence zu teilweise dreistelligen Preisen vermarktet wurden, sieht die Einteilung in den Jets der A320-Familie jetzt anders aus:
Die Preise für die normale Sitzplatzreservierung bewegen sich je nach Entfernung des Flugziels zwischen 1,99 und 4,99 Euro (in den hintersten Sitzreihen), zwischen 2,99 und 7,99 Euro in den Reihen davor und zwischen 3,99 und 8,99 Euro in den mittleren Reihen. Wer weiter vorne sitzen will (bei gleichem Sitzabstand) bezahlt zwischen 5,99 und 10,99 Euro.
Mehr Beinfreiheit (+20%) gibt es bei den Space-Reihen für 11,99 bis 18,99 Euro, aber ohne Priority Boarding. Space Plus inkludiert selbiges zusätzlich, hat aber etwas weniger Beinfreiheit (+10%) und bewegt sich preislich zwischen 12,99 und 24,99 Euro. Zu guter Letzt gibt es dann noch Space One, also die Sitzplätze in der ersten Reihe, die als erstes einsteigen darf und gefühlt am meisten Platz hat (min. +20%). Hier kostet die Reservierung 15,99 bis 27,99 Euro.
Die entsprechenden Reihen kosten bei Ryanair ab 15 Euro aufwärts, bieten aber etwas weniger Beinfreiheit. Bei Konkurrent Easyjet gibt’s die Sitze ab 16,99 Euro aufwärts, wobei die Preise hier bis zu 39,49 Euro erreichen können. Damit einher geht bei den Briten dann auch eine zusätzliche kleine Tasche, die mitgenommen werden darf, sowie Priority Boarding. Grundsätzlich ähneln sich die Angebote also durchaus.
Der Vorteil von Vueling liegt in der Verzahnung mit dem IAG-Netzwerk, also dem Konzern, dem auch British Airways, Iberia, sowie der Langsrecken-Low-Coster Level angehören. Somit ergeben sich via Vueling oft günstige Zubringer-Angebote, bei denen das Gepäck komfortabel zum Langstrecken-Flug durchgecheckt wird und man zusätzlich mit deutlich erhöhtem Sitzkomfort anreisen kann. In meinem Fall konnte ich von der besseren Vernetzung des spanischen Carriers natürlich nicht profitieren, schließlich ging es nur von Rom nach Barcelona.
Mit Priority Boarding geht es auch bei Vueling fix in den Flieger. Die Passagiere mit Sitzplätzen in den ersten drei Reihen (Space One und Space Plus) dürfen als erste rein und mit Space One-Ticket ist man auch wortwörtlich sofort an seinem Sitzplatz. Hallo, erste Reihe! Die Sitze selbst ähnlich wie der Rest der Kabine, punkten aber natürlich mit irre viel Beinfreiheit, die nur von der Trennwand zum Flugbegleiter-Bereich begrenzt wird.
Die Kleiderhaken an der Trennwand sind nett, eine Steckdose und ein USB-Steckplatz befindet sich zusätzlich unter dem Sitz. Ein Traytable steckt in der Armlehne. Viel Arbeiten lässt auf den kurzen Vueling-Strecken aber natürlich eher nicht. Dafür ist die Sicht auf Flügel und Triebwerke von vorne ein Traum für jeden Aviation Nerd.
Im Gegensatz zur früheren Excellence-Klasse ist weder im Space One, noch in irgendeinem anderen Tarif Essen oder Trinken inkludiert. Dementsprechend wenig Kontakt gibt es zum grundsätzlich aber freundlichen und professionellen Kabinenpersonal.
Die reine Airbus-Flotte von Vueling ist mit einem Durchschnittsalter von 6,9 Jahren verhältnismäßig jung, dementsprechend machen die Jets einen guten Eindruck.
Viel Zeit zum Genießen bleibt auf der kurzen Flugstrecke nicht. Der spektakuläre Anflug auf Barcelona beginnt schnell und führt wie im Bilderbuch an der Mittelmeer-Schönheit vorbei.
Wenig später landet der Airbus butterweich am Barcelona El-Prat-Airport und parkt auf einer Außenposition. Durch die IAG-Mutter ist Vueling der einzige Billig-Anbieter, der hier am Prestige-trächtigen Terminal 1 andockt. In diesem Fall passiert das leider nur via Shuttle-Bus. Als Passagier macht es aber grundsätzlich keinen Unterschied, beide Terminals sind in Barcelona optimal an die entsprechende Metro-Linie in die Stadt angeschlossen.
Wer mit Vueling unterwegs ist und die Möglichkeit und das Budget hat, um seinen Sitz zu Space Plus oder Space One zu upgraden, den erwartet ein deutlich entspannteres Flugerlebnis mit äußerst angenehmer Beinfreiheit. Ob die zusammen mit der geringfügig besseren Ausstattung (Steckdosen, Kleiderhaken, Priority Boarding) den Aufpreis wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Grundsätzlich präsentiert Vueling ein minimalistisches, aber top gepflegtes Produkt, welches zumindest aus der ersten Reihe einen minimalen Tick professioneller wirkt wie bei der Billigflieger-Konkurrenz.
Seid ihr schon mal mit Vueling geflogen? Wie waren eure Erfahrungen? Habt ihr schon mal für Extra-Beinfreiheit bezahlt?