Alkoholisierte Junggesellenabschiede, Toilettenstau noch im Steigflug, nörgelnde Pauschal-Touristen…wir waren zugegebenermaßen schon etwas abgeturnt von unseren ersten Minuten auf dem Weg nach Mallorca. Da wir das schon befürchtet hatten, haben wir uns für eine ganz besondere Unterkunft entschieden, die zugegebenermaßen auch preislich für unsere Verhältnisse etwas über die Stränge schlug. Aber nach dieser Anreise war die Ruhe, die uns erwarten würde, jeden einzelnen Cent wert.
Als kleines Update wollen wir euch an dieser Stelle auch noch von unserem zweiten Villa Vegana-Aufenthalt im Herbst 2019 berichten, bei dem wir Dustins ganze Familie im Gepäck hatten. Die Erfahrung findet ihr unter dem alten Bericht oder hier:
>> Villa Vegana-Experience 2019 <<
Villa Vegana-Experience 2018
Die Villa Vegana liegt im Hinterland der Insel am Fuß der mächtigen Gebirgskette und damit genau da, wo sich nur wirklich wenige Touristen hin verirren. Schon die Anreise erfolgt durch Städte, wo weitgehend nur Locals verkehren und wenig später geht’s über schmale Feldwege ins Niemandsland….mitten in eine Oase der Ruhe.
MEHR VON UNSEREM MALLORCA-TRIP:
>> Laudamotion – Billigflieger-Neuling mit dem Wolf im Schafspelz <<
WEBSITE DER VILLA VEGANA:
> https://www.villavegana.com/ << (Zimmer ab 150 Euro/Nacht)
Wie der Name schon sagt, ist die Unterkunft nicht irgendein abgelegenes Hotel, sondern ein rein veganes Etablissement. Damit muss man natürlich klarkommen. Als Vegetariern fiel uns das nicht wirklich schwer, im Gegenteil…Der Trip war sogar sehr inspirierend und hat uns dem veganen Lifestyle definitiv nochmal näher gebracht. Schon bei der Ankunft wird man von Trudi und Tyson begrüßt, zwei kleinen Schweinen, die es sich hier den lieben langen Tag in der Mittelmeersonne gut gehen lassen. Zwei Tiere, die so liebenswert, offenherzig und gleichzeitig eigen sind, dass man sie mit keinem Gedanken auch nur ansatzweise auf dem eigenen Teller sehen will.
Im Preis inbegriffen ist ein kleines, aber abwechslungsreiches Frühstücksbüffet, vegan versteht sich. Wer denkt, frühstücken ohne Käse, Milch und Eier geht nicht, wird hier binnen Minuten eines besseren belehrt. Von klassischen Ersatzprodukten, über selbstgemachte Aufstriche, Marmeladen, Müsli-Sorten… wer will, wird hier auch problemlos fündig und vor allem satt. Ein Heißgetränk ist hier im Preis inklusive, das hätte auch gerne eins mehr sein dürfen.
Das Abendessen ist nicht im Preis inbegriffen und schlägt mit 29 Euro/Person zu Buche. Das lässt vor allem preisbewusste Reisende erstmal schlucken, doch wir sind im Nachhinein froh, dass wir uns das einmal geleistet haben. Das angebotene Dinner entpuppt sich als exklusives 4-Gänge-Menü, bei dem alle Kaliber der veganen Kochkunst aufgefahren werden. Jeden Abend, außer Mittwoch und Donnerstag, gibt es ein anderes Thema, dass mit derart einzigartiger Kreativität umgesetzt wird, dass dem eigenen Gaumen Hören und Sehen vergeht. In Anbetracht der frischen, handverlesenen Zutaten und der einfallsreichen Zubereitung kann man auch nicht mehr über den Preis meckern. Bei Facebook kann man den ständig wechselnden Menüplan einsehen.
Die geräumigen Zimmer, die sich kreuz und quer über die großzügige Finka verteilen, sind zweckmäßig eingerichtet und sauber. Die Inszenierung mit dem teilweise freigelegten Mauerwerk ist stimmig und versprüht eine urige Gemütlichkeit. Kritikpunkt – gerade im Sommer – ist die Heiz/Kühleinheit, die zumindest letzteres nicht wirklich überzeugend übernimmt. Aber vielleicht sind wir da auch vom amerikanischen Klimaanlagen-Armageddon etwas verwöhnt.
Die Villa selbst ist umgeben von einer grünen Oase mit vielen Sitz- und Chillmöglichkeiten und einem netten Pool samt Liegen für die Sonnenanbeter. Gegessen wird auf einer großen, kreisförmigen Terrasse mit einem herrlich knorrigen Olivenbaum in der Mitte. So ziehen sich die Mahlzeiten oft episch in die Länge, weil die Atmosphäre einfach so unglaublich stimmig ist. Davon abgesehen gibt es auch immer was zu sehen: mehrere Hunde, Katzen, Enten und natürlich die beiden Schweine bevölkern die Villa Vegana und stromern unentwegt über das Gelände. Erst dadurch wird die Location so richtig mit Leben gefüllt. Und genau dieses Leben wird hier sympathisch und unaufdringlich zelebriert in einer Weise, die jeden zum Nachdenken bewegen dürfte. Das Schreckgespenst „Vegan“ („Da kann man ja gar nix mehr essen!“) bekommt sämtliche Zähne gezogen und man wird am Ende in die Welt entlassen mit der Erkenntnis, dass man sogar noch eine ganze Menge essen kann!
Zu diesem Erlebnis tragen auch maßgeblich die Gastgeber Miriam und Jens bei, die diese außergewöhnliche Unterkunft seit 2013 betreiben und mit viel Herzblut bei der Sache sind. So passt hier auch die persönliche Betreuung, was dafür sorgt, dass man sich auf Anhieb wohl fühlt. Empfehlenswert ist auch das großartig illustrierte Kochbuch „Vegan aus aller Welt“, mit dem man sogar einen Teil des kulinarischen Erlebnisses mit nach Hause nehmen kann. Bei Amazon könnt ihr euch das Buch gerne mal anschauen.
Für Low Budget-Reisende ist die Villa Vegana erstmal eine eher ungewöhnliche Wahl. Billig ist hier weder die Übernachtung, noch das Essen. Aber die gebotene Qualität in Verbindung mit dem tollen Ambiente sorgt trotzdem dafür, dass wir jedem, der auch nur ansatzweise etwas mit veganem Mindset anfangen kann, die Mehrausgabe ans Herz legen können. Nicht nur kulinarisch, sondern auch von der familiären Atmosphäre her, kann man hier den krassen Gegensatz zu den touristischen Schattenseiten dieser wunderschönen Insel erleben und in Anbetracht dessen lohnt sich eigentlich JEDER CENT! Ein paar Tage in der Villa Vegana sind Mallorca, wie es eigentlich sein sollte!
Villa Vegana-Experience 2019
Wir waren von unserem ersten Mallorca-Kurzausflug in die vegane Oase mitten in Mallorca so begeistert, dass wir Dustins ganze Familie mit gezielt platzierten Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken zu einem erneuten Kurztrip ins mallorcinische Hinterland bequatschten.

Kurz vor der kleinen Stadt Selva geht es ab zu Villa Vegana.
Ende September ging es diesmal zu sechst nach Mallorca und nach einer ersten Nacht in Flughafen-Nähe und einem anschließenden Tag in der wunderschönen Bucht von Caló des Moro fuhren wir endlich mit der ganzen Mannschaft in Richtung Selva und bogen kurz vorher auf die vertrauten Feldwege ab.
Das Erlebnis durch die verschlungenen Wege wieder an diesen Ort zu kommen, war eigentlich noch schöner als beim ersten Mal. Wir buchen selten die gleiche Unterkunft zweimal, aber hier fühlten wir uns auf Anhieb wieder wie Zuhause und wurden auch gleich von Gastgeberin Miriam herzlich als Wiederholungstäter begrüßt, die diesmal – wie beim letzten Mal angedroht – Verstärkung im Gepäck hatten. Das Wiedersehen mit den beiden Schweinen Trudi und Tyson, die zusammen mit zwei Enten, zwei Hunden und einer Katze völlig frei auf dem großzügigen Grundstück unterwegs sind, fiel da vielleicht nicht ganz so herzlich aus, aber die verschiedenen tierischen Bewohner bringen erst so richtig Leben in die Bude.
Wir hatten 3 Zimmer für je 2 Personen gebucht und belegten damit fast das ganze Obergeschoss. Die Zimmer waren auch diesmal sauber, gemütlich und stimmig eingerichtet…genau so, wie wir sie in Erinnerung hatten.
Da wir am Donnerstag angereist sind, gab es an unserem ersten Abend kein Villa Vegana-Dinner (Mittwoch und Donnerstag hat die Küche wie oben erwähnt Ruhetag). Miriam empfahl uns als Alternative das vegetarische Restaurant (auf Wunsch auch vegan) Es Ginebró im nahen Inca, welches wir dann nach einem entspannten Nachmittag in der Unterkunft ansteuerten, wo wir ein einfaches, aber sehr leckeres 4-Gänge-Menü für 15 Euro pro Person bekamen. Der alte Inhaber des Restaurants konnte nur Spanisch, erzählte uns aber mit Händen und Füßen, dass so ziemlich alles von den Gerichten aus seinem eigenen Bio-Garten komme. Wow, absolut empfehlenswert!
Durch den Zeitraum Ende September war die bei unserem ersten Aufenthalt erwähnte Klimaanlagen-Problematik gar kein Problem mehr. Die Temperaturen waren warm, tagsüber konnte man grandios auf dem weitläufigen Grundstück entspannen, nachts kühlte es angenehm ab. Morgens und abends konnte man stundenlang Zeit auf der idyllischen Terrasse verbringen, die um einen knorrigen Oliven-Baum aufgebaut war. Hier gab es nicht nur das exzellente Frühstück, was bei der ganzen Mannschaft auf Begeisterung stieß und jeden Tag etwas Neues bot, sondern an unserem zweiten Abend auch das Herzstück eines jeden Villa Vegana-Aufenthalts: das ausführliche Abendessen mit vier Gängen, welches jeden Tag unter einem anderen Motto steht.
Diesmal war Orientalisch dran und naja, was sollen wir sagen? Die 29 Euro für das Abendessen mögen vielleicht auf den ersten Blick viel erscheinen, sind für ein frisch zubereitetes, wahrlich extravagantes 4-Gänge-Menü aber vollkommen gerechtfertigt. Zu dem ausgezeichneten Essen addiert sich die nur schwer in Worte zu fassende Atmosphäre, die die viel diskutierte Ernährungsweise so selbstverständlich und normal erscheinen lässt. So wird aus einem Abendessen eine angeregte Diskussionsrunde, es gibt ungezwungene Gespräche mit anderen Tischen und immer wieder schauen die Gastgeber vorbei, sprechen über das Essen, ihre Erfahrungen und hören oft auch einfach nur geduldig zu. Es ist wirklich ein Erlebnis, bei dem auch immer wieder die tierischen Bewohner vorbeischauen! Das rege, Spezies-übergreifende Miteinander hat schon beinahe eine magische Wirkung, es trägt einfach maßgeblich zur Atmosphäre bei, dass hier kein Lebewesen auf dem Teller landet.
Nach zwei Tagen in der Villa Vegana hieß es für die ganze Familienbande auch schon wieder Kofferpacken und für die Abreise bereit machen. Der Kurztrip hatte aber ausgereicht, um die ganze Mannschaft zu großen Fans dieser einmaligen Location zu machen. Alle konnten sich trotz kurzer Reisedauer ausgezeichnet erholen und der Trubel, für den Mallorca berühmt-berüchtigt ist, stößt zu keinem Zeitpunkt bis nach Selva vor. Die abgelegene Location, das entspannte Miteinander, das hervorragende Essen sind wahre Erholungs-Garanten und wer Lust auf Ausfüge hat, kommt mit einem Mietwagen (der sollte man hier einen am Start haben) schnell in alle Winkel der Balearen-Insel.
Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass Dustins gesamte Familie weitgehend vegan lebt und es demzufolge keinen leidenschaftlichen Fleischesser im Bunde gab, der erstmal bekehrt werden musste. Das machte die Mission Villa Vegana natürlich für uns deutlich einfacher. Es wird gemunkelt, dass bereits Pläne geschmiedet werden, um wieder zurückzukehren…. denn wenn es eine Unterkunft verdient hat, nach der Corona-Krise unterstützt zu werden, dann dieses kleine Juwel!