Der Anfang vom Ende? Wenn Ryanair vom Frankfurt-Hahn verschwindet…

Wenn ihr zwischen Köln und Saarbrücken wohnt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihr auch schon mal ab Frankfurt-Hahn geflogen seid und das vermutlich zu absurd günstigen Preisen. Der Zug könnte bald abgefahren sein, denn Gerüchten zufolge plant Ryanair den Rückzug von dem Provinz-Airport…was bedeutet das für Low-Budget-Reisende in der Region?

Wenn ihr zwischen Köln und Saarbrücken wohnt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihr auch schon mal ab Frankfurt-Hahn geflogen seid und das vermutlich zu absurd günstigen Preisen. Der Zug könnte bald abgefahren sein, denn Gerüchten zufolge plant Ryanair den Rückzug von dem Provinz-Airport…was bedeutet das für Low-Budget-Reisende in der Region?

Die Meldung ging gestern durch die Presse. Laut einem Bericht der Allgemeinen Zeitung will sich der irische Billigflieger Ryanair vom Hunsrück-Airport Frankfurt-Hahn zurückziehen. Das käme einem Paukenschlag gleich und würde das Low Budget-Reisen im Westen Deutschlands möglicherweise durcheinander wirbeln.

Wer einmal von Frankfurt-Hahn geflogen ist, weiß, dass Flüge zwar oft sehr günstig sind, aber der Airport nicht viel Komfort zu bieten hat. Dafür sind die Wege kurz und man ist wahnsinnig schnell am Gate. Für viele Kunden dürfte das wichtiger sein als protzige Architektur-Wunder und überteuerte Gourmet-Restaurants. Für Ryanair selbst passt es aber zunehmend weniger in die eigene Strategie, zumal in den Ballungsräumen deutlich mehr potenzielle Passagiere warten.

Nichtsdestotrotz käme der Schritt nicht aus heiterem Himmel, immer mehr Anzeichen deuteten die letzten Jahre auf genau diesen Schachzug hin. Auch wenn die Airline mit Provinz-Airports im Hinterland groß geworden ist, versucht sie seit geraumer Zeit an den großen Drehkreuzen Fuß zu fassen. In unserer Region war Köln-Bonn der erste, dann kamen Frankfurt und Luxemburg. Überall hat man mittlerweile Fuß gefasst und kann seinen Kunden deutlich bessere Infrastrukturen und Annehmlichkeiten wie Restaurants und Shopping-Möglichkeiten bieten.

Noch ist nichts offiziell und vielleicht stellt sich das Gerücht um den Ryanair-Rückzug am Hahn-Airport auch als falsch heraus, aber was würde es konkret für die Region bedeuten, wenn der Billig-Primus dem Hunsrück den Rücken kehrt? Als relativ sicher gilt, dass ein Abzug der Iren der Todesstoß für den Krisen-geschüttelten Flughafen wäre. Die wenigen anderen Airlines und auch das Frachtgeschäft reichen nicht, um den Wegfall der übermächtigen Ryanair zu kompensieren. Über kurz oder lang würden sehr wahrscheinlich rund 2500 Arbeitsplätze verloren gehen, die gewissermaßen auf einer Luftblase errichtet wurden. Denn das Konzept Frankfurt-Hahn war vor allem dank massiver Unterstützung der Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Hessen tragfähig. Ein Flughafen im Nirgendwo, ein gutes Stück von allen Ballungsräumen entfernt, macht eben nur begrenzt Sinn. Funktionieren kann das nur über Dumping-Preise und dementsprechend günstig konnte man auch vom Hahn aus fliegen. Damit dieses Preisgefüge funktionierte, musste aber auch der Airport günstige Gebühren anbieten und verdiente damit selbst zu wenig. Ein Teufelskreis.

Für uns Passagiere würde sich vermutlich nur der Weg zum Flughafen ändern. Unter Umständen ergeben sich so weitere Anfahrtswege und in Frankfurt und Köln sollte man definitiv mehr Zeit als am Hunsrück-Airport einkalkulieren. Die Flugpreise selbst unterscheiden sich kaum von denen, die am Hahn angeboten werden. Luxemburg erweist sich meist als teuerste der drei neuen Ryanair-Basen. Eine besonders günstige Alternative, die viele nicht unbedingt auf dem Schirm haben, findet sich hinter der Grenze zu Belgien. Schaut euch dazu gerne auch unseren Artikel Brüssel-Charleroi – Der Flughafen-Geheimtipp für den Westen Deutschlands! an.

Wie der Aerotelegraph berichtet, ist an den Gerüchten nichts dran. Ein Mitglied der Flughafen-Geschäftsführung wird in dem Artikel mit den Worten „Nach meinen Kenntnissen ist das völliger Unsinn“ zitiert. Ob der gute Mann Recht behält, werden wir wohl in den nächsten Monaten erfahren.

Seid ihr schon mal von Frankfurt-Hahn aus geflogen? Was waren eure Eindrücke?

 

  1. Wohne in der Nähe und arbeite sogar im weiteren Umfeld des Flughafens. Bin schon häufig von dort geflogen. Finde es eigentlich immer super entspannt weil es dort einfach nicht so groß und voll ist ☺️
    Hoffe es bleibt bei der Aufrechterhaltung des Flughafens. In Zweibrücken der ist ja leider auch schon geschlossen worden. Aber das wird schon am Hahn ☺️

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    1. Hey Steven, danke für deine Antwort. Entspannt isses definitiv…wenn man in der Nähe wohnt, muss man nicht weit fahren und man ist schnell durch. Wir drücken auch die Daumen, dass uns der Airport erhalten bleibt.
      Wo du Zweibrücken erwähnst: eigentlich isses ja krass, dass Saarbrücken noch so klein ist. Verstehe gar nicht, wieso Ryanair da noch nicht rein ist, v.a. wegen dem angrenzenden Frankreich…

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  2. Hallo Dustin,
    ich habe früher auf dem Hunsrück gewohnt und ein Jahr auf dem Flughafen gearbeitet. Damals hat das Land eine Touristinformation auf dem Hahn gehabt. War eine spannende Zeit für mich. Damals gab es nur ein Terminal und alle anreisende Fluggäste kamen automatisch an meinem Büro vorbei.
    Ich bin mehrmals mit Ryanair geflogen. Mittlerweile bin ich bei der Airline skeptischer, allen was der Umgang mit dem eigenen Personal betrifft.
    Ich denke, dass der Hahn leider viel zu abhängig von Ryanair ist. Wenn die ihre Flugzeug von da abziehen, sehe ich schwarz, was den kleinen Regionalflughafen betrifft. Vielleicht platzt die Blase mit den vielen Billigfliegern auch irgend wann. Wer weiß? Air Berlin gibt es auch nicht mehr und die großen wie Lufthansa ändern ihre Tarife und Systeme, um mit der Konkurrenz mithalten zu können.
    In der Region sind auch Hoteliers und andere Firmen vom Flughafen abhängig. Es gibt nicht viele Arbeitsplätze auf dem Hunsrück. Viele müssen weite Strecken pendeln.
    Herzliche Grüße
    Renate

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    1. Hi Renate, danke für dein Feedback direkt vor Ort. Ja, ich sehe das auch wirklich skeptisch, dass man sich so krass auf Ryanair konzentriert hat. Ich denke aber auch, dass der Flughafen ohne die Iren nie so groß geworden wäre. Das funktionierte ja überhaupt erst, weil die Big Player die Low-Budget-Neulinge nicht an den etablierten Basen haben wollte.
      Ich denke, die Billigflieger bleiben mit entsprechenden (und dringend nötigen) Zugeständnissen bei der Personalpolitik…und die Provinz-Airports sterben langsam wieder aus. Schade auf jeden Fall, bin zwar nicht der größte Hahn-Fan, aber in 40 Minuten am Flughafen zu sein ist halt doch extrem angenehm 😉
      Lg
      Dustin

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