Am Notausgang in der Luxair Dash 8 und wie sich die Airline auf Kurzstrecke schlägt

Luxair ist die nationale Fluggesellschaft von Luxemburg und verbindet das kleine Großherzogtum mit zahlreichen Zielen in Europa. Da wir nahe der luxemburgischen Grenze leben, ist der Flughafen Luxemburg und der dortige National Carrier immer wieder Teil unserer Flugplanung, meist aber in Form eines Umsteigetickets. Denn Luxair ist meistens weit davon entfernt, wirklich günstig zu sein. Dustin war im Sommer beruflich mit der Airline unterwegs und konnte dabei sogar den besten Platz in der De Havilland DHC-8-400 ausprobieren…

Die kleine Luxair kennt man normalerweise nur, wenn man in der Nähe von Luxemburg lebt. Mit einer überschaubaren Flotte von 20 Flugzeugen (Boeing 737 und De Havilland DHC-8-400) fallen sie auf den großen europäischen Airports kaum auf. Wir wohnen nahe der Grenze und haben damit öfter mit den Exoten zu tun, die sich in ihrer Basis mittlerweile auch gegen die Billigkonkurrenz zu Wehr setzen müssen.

Luxairtarif

Die Kosten für die Sitzplatzreservierung auf Luxair-Flügen (Quelle: Screenshot Luxair)

Dustin war vergangenen Sommer mal wieder mit dem luxemburgischen National Carrier unterwegs. Gebucht war er bei dem Flug nach Wien auf den Platz mit der besten Beinfreiheit, also den Sitz, den auch Business Class-Kunden bei Luxair erhalten. Als solcher ist die Sitzplatzreservierung des Notausgang-Sitzes kostenlos, Economy-Kunden bezahlen normalerweise 25 Euro pro Flug. Dustin hatte in diesem Fall einfach Glück.

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Die klassischen Regeln für das Sitzen am Notausgang müssen natürlich auch hier beachtet werden. Man muss sich vor dem Start bereit erklären, im Falle eines Notfalls mitzuhelfen, man darf kein Gepäck vor dem Sitz stehen haben, muss mindestens 12 Jahre alt sein, physisch und mental gesund sein usw.

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Luxair fliegt mit Turboprop-Maschinen vom Typ De Havilland DHC-8-400 und Boeing 737. Die meisten Touristen-Destinationen werden mit den Boeing-Jets angeflogen, das Business-Netz wird von den recht lauten und nicht wahnsinnig komfortablen Turboprops bedient, so auch Wien. Gerüchten zufolge überlegt man die lärmenden Propeller-Maschinen in Zukunft durch brandneue Embraer E-Jet E2 oder Airbus A220 zu ersetzen.

Für die Reise im wenig komfortablen Fluggerät verlangt Luxair dennoch stolze 168 Euro für den Roundtrip in die österreichische Hauptstadt, ab Frankfurt geht das mit Austrian oder Lufthansa für 110 Euro ein ganzes Stück billiger.

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Entspannt und selten viel los: der lux-Airport in Luxemburg.

Dafür gestaltet sich die Abreise vom entspannten lux-Airport deutlich relaxter als vom großen Lufthansa-Hub. Wenig Andrang, kurze Wege…meist schafft man es hier innerhalb weniger Minuten vom Terminaleingang bis zum Abflug-Gate. Und wer mit Priority Pass oder Business Class-Ticket unterwegs ist, kann auch die ganz brauchbare Lounge gleich hinter der Sicherheitskontrolle nutzen. Mehr dazu in unserem Artikel: Lufthansa Regional Business Class (LUX-FRA) – Wie schlägt sich die 5-Sterne-Airline auf Kurzstrecke?

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Die Business Class-Lounge ist angesichts des kleinen Flughafens voll in Ordnung.

Luxair bietet wie die meisten Airlines heutzutage App-Services an, so dass der Boarding-Prozess ganz easy mit E-Ticket aus der App ablaufen kann. Vom Funktionsumfang kommt das ganze aber bei weitem nicht an die Apps der größeren Airlines heran, die auch am vor dem Flug laufend Informationen liefern. Aber Schwamm drüber, Luxair ist eine kleine Airline, bei der man nicht unbedingt die IT-Kompetenz eines Multi-Airline-Konzerns erwartet.

Die kleinen Maschinen werden am lux-Airport vom Terminal B geboarded, welches über einen langen Walkway mit dem Hauptgebäude verbunden ist. Man kommt also, sobald man durch die überschaubare Sicherheitskontrolle durch ist, problemlos und trockenen Fußes in das kleine Zusatzterminal, in welchem sich auch nochmal ein Café und die üblichen Sanitäranlagen befinden.

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Die Sitzposition auf den hinteren Sitzplätzen in der Dash 8.

Das Boarding der kleinen De Havilland DHC-8-400 geht ohne das Aufrufen von Gruppen vonstatten. Ein kurzer Spaziergang und man wird bereits in der Turboprop-Maschine mit bis zu drei Sprachen freundlich empfangen. In Luxemburg wird Luxemburgisch, Französisch und Deutsch gesprochen…und Englisch können die meisten auch noch. Dementsprechend international fällt nicht nur die Begrüßung der Crew, sondern auch später die Bordansage aus. Das Design der Innenausstattung wirkt altbacken, obwohl ein Großteil der Dash 8 von Luxair noch erstaunlich neu sind. Das wenig innovative Produkt hat allerdings auch Vorteile, denn der Sitzabstand ist auch in den hinteren Reihen durchaus brauchbar und liegt über Branchenstandard im Kurz/Mittelstrecken-Bereich.

In Reihe zwei sieht das mit der Beinfreiheit natürlich nochmal ganz anders aus. Nur die

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Der Platz am Notausgang bietet deutlich mehr Platz.

Toilettenwand beschränkt den Raum, auf den man sich am Notausgang ausbreiten kann. Der ausklappbare Tisch versteckt sich in der Armlehne, ansonsten gibt es keine nennenswerten Gimmicks. Steckdose oder USB-Steckplatz? Fehlanzeige, aber das lässt sich bei einer Maschine dieser Größe verschmerzen.

Dennoch ist die Dash 8 auch unabhängig von dem eher altmodischen Bordprodukt nicht unbedingt das komfortabelste Flugzeug. Der Turboprop-Antrieb ist laut und pusht die Maschine mit Knattern und Vibrationen auf Reiseflughöhe. Auch in der Luft ist das Teil lauter als etwa eine 737 oder auch vergleichbare Jets mit Strahltriebwerken (Airbus A220, Embraer, CRJ). Während dem Flug gibt es tatsächlich einen kleinen Snack in Form eines kleinen Croissants, sowie ein Getränk.

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Nach einer guten Stunde Flugzeit beginnt auch schon der Anflug auf Wien, der ohne weitere Besonderheiten vonstatten geht. Am Boden angekommen kommen wir – wie oft bei so kleinen Maschinen – auf einer Außenposition zum Stehen und werden mit einem Bus zum Terminal gebracht.


Da Luxair Miles&More-Partner ist, kann man mit der kleinen Airline sogar Meilen sammeln. Freut euch aber nicht zu früh, für einen Flug von Luxemburg nach Wien gibt es beispielsweise überschaubare 125 Miles&More-Prämienmeilen und immerhin die selbe Summe an Statusmeilen.

Wer aus dem Westen Deutschlands kommt, hat mit dem Flugangebot der Luxair oft einen stressfreien Anbieter in der Nähe, der die großen Hubs von einem überschaubaren, aber doch modernen Airport bedient. Das Produkt selbst ist nur mäßig zeitgemäß, wenig komfortabel und vor allem alles andere als billig. Wie sich die Airline gegen die mittlerweile ebenfalls am lux-Airport ansässigen Billigflieger Ryanair und Easyjet durchsetzen kann, klärt sich mit einem Blick auf die Anteilseigner der Luxair Group. 39,05% gehören dem Staat Luxemburg, weitere 21,81 der staatlichen Bank (Spuerkeess).

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Die lärmenden Turboprop-Triebwerke der Luxair-Maschine aus der Nähe.

Würde ich bzw. würden wir wieder mit Luxair fliegen? Im Rahmen einer Umsteigebuchung jederzeit. Würden wir einen höheren Preis als bei der Konkurrenz für die doch recht rumpeligen Turboprop-Arbeitstiere zahlen? Eher nicht. Würden wir einen Aufpreis für den Sitz am Notausgang zahlen? Auch hier: eher nicht. Die größere Beinfreiheit ist zweifellos nett, aber auf den kurzen Strecken kommt man auch gut mit dem normalen Sitzabstand weiter hinten in der Maschine klar.

Nichtsdestotrotz bleibt die Entwicklung in dem kleinen Land spannend, vor allem, wenn sich die Airline für eine Flottenerneuerung entscheidet. Mit dem Airbus A220 (die ehemalige Bombardier C-Series) könnten sich die Luxemburger ein bei Kunden und Airline gleichermaßen beliebtes Fluggerät mit viel Potenzial für mehr Komfort und neue Strecken ins Haus holen. Da darf man durchaus gespannt sein…

Seid ihr schonmal mit dem Nationalcarrier aus Luxemburg geflogen? Wie waren eure Erfahrungen?

 

 

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