Wir haben euch in den letzten Monaten nicht gerade wenig von den Vorzügen eines Business Class-Flugs vorgeschwärmt: Ein bequemer Sitz, der zum flachen Bett wird, scheinbar unendliche Beinfreiheit, verschwenderisch große Entertainment-Bildschirme. Dies betraf allerdings immer Langstrecken-Produkte. Wie sieht das auf innereuropäischen Flügen aus? Lohnt sich da der Aufpreis von mehreren hundert Euro für ein Business Class-Ticket? Wir haben das Produkt der Lufthansa (Regional) von Luxemburg nach Frankfurt ausprobiert und geben euch einen Einblick, wie es sich in Europa anfühlt, Business Class zu fliegen…
Checkt auch unseren Economy-Vergleich von Lufthansa und der Billigtochter Eurowings:
>> Lufthansa vs. Eurowings – Mit 5-Sterne-Airline und Billigflieger auf Langstrecke <<
Um eventuelle Fragen gleich vorweg zu beantworten: Der Flug von Luxemburg nach Frankfurt war Teil einer Umsteige-Verbindung von Luxemburg via Frankfurt nach San José, Costa Rica. Wir haben also weder Geld noch Meilen für den Kurzstrecken-Hopser aus dem Fenster geworfen, das Teilstück war einfach inklusive.

In der oft unbekannten Landessprache werden Passagiere am lux-Airport im Eingangsbereich begrüßt.
Der lux-Airport vor den Toren der Hauptstadt des Großherzogtums ist ein verhältnismäßig kleiner, aber sehr moderner Airport mit kurzen Wegen und generell eher wenig Betrieb. 90 Minuten vor Abflug da zu sein reicht hier eigentlich immer problemlos…EIGENTLICH. Bei der Anreise sollte man in jedem Fall die Verkehrssituation im Auge behalten, denn Luxemburg-Stadt ist in beinahe täglicher Regelmäßigkeit Schauplatz eines beispiellosen Verkehrschaos. Wir haben selbst mal 5 Kilometer vor dem Airport zwei Stunden im Stau gestanden.
Ist man erstmal vor Ort, geht alles fix. Lufthansa Regional setzt auf der Kurzstrecke zwischen Luxemburg und Frankfurt auf kleine Regional-Jets des Typs CRJ900, die mit 90 Sitzplätzen ausgestattet sind. Diese Zubringer sind in den seltensten Fällen voll. Von den Vorteilen des Business Class-Check Ins hat man dementsprechend auch eher wenig, da in der Economy-Schlange auch kaum was los ist. Auch bei der Security ist man im Handumdrehen durch.
Auch wenn der Airport klein ist, eine Lounge gibt es glücklicherweise trotzdem, die in diesem Fall für Business-Passagiere aller Airlines, als auch Priority Pass-Inhaber zur Verfügung steht. Die Lounge hat geöffnet von 4 Uhr bis zum letzten planmäßigen Abflug und befindet sich hinter der Sicherheitskontrolle. Statt ein Geschoss tiefer in den Duty-Free- und Wartebereich zu gehen, knickt man hinter der Security nach links ab und geht in einen Gang. Die Lounge befindet sich dann auf der rechten Seite.
Die Lounge ist nicht übermäßig groß, aber sauber und gut gepflegt und bietet eine nette Auswahl an Sitzmöglichkeiten, sowie ein kleines, aber feines Büffet (zumindest beim Frühstück lediglich kalte Speisen). Auch das lokale Bier Bofferdinger kann frisch gezapft genossen werden.
Nach einer kleinen Stärkung mit Sicht auf das Vorfeld, geht es für uns ins Terminal B, wo sich bereits die Schlange zum Boarding gebildet hat. Ein Priority Boarding wird nicht durchgeführt, obwohl die Maschine direkt vor dem Gate steht. Das ist bei einem Kurzstrecken-Flug mit weniger als 90 Passagieren grundsätzlich kein großes Problem. Wenn man aber bedenkt, dass ein Business-Ticket von Luxemburg nach Frankfurt saftige 351 Euro kosten kann, ist es dennoch ein Minuspunkt. Die Passagiere in zwei Schlangen aufzustellen bekommt schließlich auch Ryanair bei jedem einzelnen Flug hin.
Darüberhinaus wirbt die Lufthansa nicht gerade wenig damit, als einzige europäische Airline bei den Skytrax Airline Awards mit einem 5-Sterne-Rating ausgezeichnet worden zu sein. Der deutsche Platzhirsch muss sich bei seinem Prestige-Produkt also durchaus ein bisschen Kritik gefallen lassen, denn so richtig 5-Star ist das nicht unbedingt.
Kreuz und quer gemischt geht es also in die CRJ900, die mit einer durchgängigen 2-2er Bestuhlung aufwartet. Die Business Class unterscheidet sich lediglich dadurch, dass der Nachbarsitz frei bleibt. Dies ist gängige Praxis bei allen europäischen Airlines. In größeren Maschinen vom Typ Airbus A320 oder Boeing 737 bleibt der Mittelsitz bei einer 3-3er-Bestuhlung frei. Ansonsten gibt es keinen Unterschied zu den Economy-Sitzen, weder vom Sitzabstand, noch von der Sitzbreite.
Wir haben durch diese Vorgehensweise also eine ganze Reihe für uns. Da wir ja eigentlich ganz gerne zusammen reisen, sitzen wir im Endeffekt dann aber doch direkt nebeneinander. 😉 Der Business-Class-Sitzplatz rechtfertigt den deftigen Preisunterschied in dieser Bestuhlung also nicht wirklich, egal ob man mit oder ohne freien Nebenplatz unterwegs ist.
Bereits kurz nach dem Boarding geht es dann auch schon los, für den Hopser nach Frankfurt sind etwa 50 Minuten Flugzeit angepeilt. Ein schönes Beispiel für die Klimadebatte? Für die 175 Kilometer-Strecke braucht man mit dem Auto 2 1/2 bis 3 und mit der Bahn 4-5 Stunden. Eine Schnellzugverbindung existiert nicht, die Strecke zwischen Luxemburg und Deutschland war bis 2014 gar eingleisig. So bekommt man sicher keine Passagiere vom Flugzeug auf die Schiene…
Angesichts der kurzen Flugzeug gibt es keinen Welcome-Drink, was natürlich vollkommen okay ist. Nach dem Boarding rollt der Jet unverzüglich auf die Startbahn und donnert ohne Verzögerungen in die Luft. Sofort beginnt dann auch gleich der Service mit Getränken und einem kleinen nett angerichtetem Frühstück bestehend aus einem Sandwich, einem Obstsalat, einem Müsliriegel und einem Saft.
Der Service vom Bordpersonal ist freundlich und professionell, sticht aber auch nicht übermäßig aus der Masse hervor.
Wenig später geht es auch schon wieder in den Sinkflug und der Anflug auf Frankfurt beginnt. Wir erreichen den größten Flughafen Deutschlands pünktlich, werden auf einer Außenposition geparkt und anschließend im Bus zum Terminal gefahren.
Damit ist der eher unspektakuläre Kurzstrecken-Teil unserer Lufthansa-Business-Experience beendet, der grundsätzlich vollkommen in Ordnung war. Kleine Maschine, keine Verzögerung, pünktliche Ankunft….hätten wir für diesen Hopser allerdings über 300 Euro pro Person bezahlt, würden wir das vermutlich ein bisschen anders sehen.
Kurz- und Mittelstreckenflüge in Europa sind mit Business Class-Tickets so eine Sache. Bis auf ganz wenige Ausnahmen (Fifth Freedom, Turkish Airlines) sitzt man in der deutlich teureren Klasse in den gleichen Sitzen wie die Economy-Passagiere (eben mit freiem Nebensitz) und genießt lediglich Vorteile beim Check-In (Freigepäck, Priority Lane), hat Lounge-Zugang und spart sich somit teure Flughafen-Snacks/Getränke und bekommt einen besseren Bordservice.
Ob dies den hohen Aufpreis rechtfertigt, muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Wirklich Sinn macht das in unseren Augen nur zu wirklich günstigen Preisen, oder um möglicherweise ein Meilenziel (> Vielfliegerstatus) vollzumachen. In unserem Fall war es Teil des Gesamtpakets und somit vollkommen in Ordnung.
Was denkt ihr? Jammern auf hohem Niveau? Jein, denn die innereuropäische Business Class-Experience ist eine globale Ausnahme. In großen Teilen der restlichen Luftfahrt-Welt genießen gut zahlende Business-Passagiere auch auf Kurz- und Mittelstrecken deutlich bessere, breitere Sitze mit größerem Sitzabstand und starker Neigung, die den Aufpreis gerade auf 3-4 stündigen Etappen durchaus wert sind. Lediglich in Europa existiert diese Ausstattung nicht. So fliegt die Lufthansa auch auf weiteren Strecken wie beispielsweise Istanbul Business Class-Passagiere in Economy-Sitzen. Das ist einer 5-Sterne-Airline nicht unbedingt würdig, auch wenn es die europäische Konkurrenz genau so macht. Gerade deswegen könnte man doch mit einem besseren Produkt als Airline einen meilenweiten Vorsprung erzielen.
Seid ihr schonmal Business Class auf Kurz- und Mittelstrecke in Europa geflogen? Wie waren eure Erfahrungen?
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