Die volle Wildlife-Packung im Manuel Antonio National Park – Mit Guide durch den Dschungel von Costa Rica

Wir sind eigentlich nicht die Touristen, die in geführten Touren durch die Nationalparks stapfen. Auch in Costa Rica waren wir deswegen die meiste Zeit allein unterwegs. Das wir dies ganz entspannt durchziehen konnten lag aber auch daran, dass wir uns gleich zu Beginn unseres Trips von einem Guide namens Mauricio haben bequatschen lassen. Er versprach uns, alle Tiere für uns zu finden, die wir sehen wollten. Und so willigten wir ein in eine Tour zum Manuel Antonio-Nationalpark mit einem geschwätzigen Tico, der fast perfekt Deutsch sprach…



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Eigentlich trafen wir Mauricio am Eingang des Carara National Parks an der Pazifikküste von Costa Rica. Es war unser erster Park, wir waren gerade erst aus San José angekommen und er bot uns gleich eine Führung an, bei der wir alles zu sehen bekommen würden. Wir lehnten erstmal ab und wollten uns zunächst in der unwirklichen Natur einmal akklimatisieren und sie ganz ungefiltert erleben.

Akklimatisieren ist übrigens ein gutes Stichwort sowohl für Carara als auch Manuel Antonio. Seid euch der enormen Luftfeuchtigkeit im Dschungel bewusst, die in Zusammenhang mit den hohen Temperaturen einen anstrengenden Cocktail zaubert, durch den auch ein normaler Spaziergang zur Leistungsprobe werden kann. Auch wichtig: Sonnencreme und wirksamer Mückenschutz!

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Anti Brumm forte Spray (Produktfoto: Amazon.de)

Die Moskitos in Costa Rica kennen wie überall in den Tropen keine Gnade! Wir kamen mit Anti Brumm forte ganz gut klar, was uns auch schon in Mexiko gute Dienste geleistet hat.

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Gut gerüstet spazierten wir also durch den Carara National Park, entdeckten die nimmermüden Blätter-tragenden Ameisen, hängende Raupen und konnten sogar Blicke auf Affen im Blätterdach erhaschen.

Wir waren begeistert, hatten aber das Gefühl wie durch einen Schleier auf die vor uns liegende quicklebendige Wildnis zu blicken. Recht schnell merkten wir, dass es wohl ein geschultes Auge brauchen würde, um diesen Schleier zu lüften.

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Zwei Stunden später beendeten wir unsere kleine Parkwanderung und trafen Mauricio am Parkeingang wieder. 80 Dollar für einen kompletten Tag im südlicher gelegenen Manuel Antonio Nationalpark und wenn wir ihn jetzt mit nach Hause nehmen würden, würde er uns noch heute hellrote Aras in freier Wildbahn zeigen…garantiert.

Auch wenn uns das mit dem Nachhause-Fahren etwas komisch vorkam, willigten wir ein und machten die Führung klar. Im Handumdrehen saß Mauricio auf dem Beifahrersitz und Tamy musste auf der Rückbank Platz nehmen…vom Beifahrersitz kann man besser die Tiere beobachten, meinte er….good one, muss ich mir merken! 😉

Kurze Zeit später holperten wir mit ihm über buckelige Nebenstraßen durch dicht bewachsene Hügel und waren uns zwischendurch mal gar nicht so sicher, wo wir mit dem guten Mann landen würden. Plötzlich schrie er „Stopp! Anhalten!“ Er sprang raus, fummelte sein Fernglas aus dem Rucksack, schraubte es auf ein Stativ, schwenkte es in den Wald und pfiff uns zu sich…

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Zwei hellrote Aras, in der westlichen Welt sozusagen der Inbegriff des Papageis, saßen in der Baumkrone gleich neben der Straße. Eine Begegnung von tropischer Wildnis und Zivilisation, wie sie in Costa Rica ganz normal ist, aber für uns unglaublich faszinierend war. Wir blieben in respektvoller Entfernung, fotografierten durch das Fernrohr von Mauricio, was erstaunlich gut funktionierte und fuhren ihn anschließend nach Hause.

Glücklicherweise hatten wir unsere Costa Rica-Route einfach gar nicht geplant. Dementsprechend konnten wir in unserem Hotel (siehe auch unsere begeisterte Review: Infiniy Pool mit Dschungel-View in Costa Rica – Das günstige Pumilio Mountain & Ocean Hotel) problemlos um eine Nacht verlängern, so dass wir nach der Tour mit Mauricio noch eine weitere Nacht in unserem Zimmer bleiben konnten.

Am nächsten Tag ging es dann früh los. Von unserem Hotel bis zum Nationalpark Manuel Antonio, der als einer der schönsten an der Pazifikküste gilt, waren es rund 80 Kilometer. Wie gestern schon waren wir die Mitfahrgelegenheit von Mauricio und wir holten ihn bei sich zuhause ab. Sitzen musste er wieder auf dem Beifahrersitz…wegen der Tierbeobachtung versteht sich. Das ich darauf nicht als 10-Jähriger gekommen bin…Damn!

Die Fahrt zum National Park führte uns an der bildschönen Pazifikküste entlang, bevor sich unendlich scheinende Palmöl-Plantagen auftaten. Hier ist die traditionelle Landwirtschaft einer gefährlichen Monokultur gewichen, von welcher die gesamte Region mittlerweile abhängig ist.

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Erst kurz vor unserem Ziel wurde es wieder touristischer….gerade als wir eine Schlange Autos hinter uns hatten, machte sich Mauricio wieder mit seinem lautstarken Organ bemerkbar: „Fahr hier ran! Stopp! Schnell!“ Mehr schlecht als recht konnte ich im Straßengraben an einer unübersichtlichen Bergstraße stoppen, die Autos hinter mir hupten und kamen nur mit Ach und Krach an mir vorbei. Mauricio juckte das nicht. Wie schon gestern stürmte er aus dem Auto, kramte Fernrohr und Stativ raus und richtete den Blick in die Bäume. Während ich noch besorgt auf’s Auto schaute, zischte er „Kommt! Schnell!“.

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In den Bäuen über uns versteckte sich ein Halsbandarassari, ein Vertreter der in Mittelamerika beheimateten Spechtvögel aus der Familie der Tukane. Ein Tukan steht quasi auf jeder Must-See-List eines Costa-Rica-Reisenden. Wir konnten den Punkt dank Mauricio an unserem zweiten Tag abhaken.

Gleich neben dem farbenprächtigen Vogel entdeckte Mauricio gleich das nächste Must-See: Ein Faultier! In Costa Rica leben zwei Arten von Faultieren, einmal die Braunkehl-Faultiere mi 3 Fingern und die Hoffmann-Zweifingerfaultiere. Die langsamen Säugetiere sind die eigentlichen Stars des Landes und es macht unglaublich Spaß sie zu beobachten. Die gemächlichen Pflanzenfresser schlafen 15 Stunden täglich und bewegen sich in der Regel weniger als 40 Meter pro Tag zurück. Ihr Geschäft wird maximal einmal die Woche erledigt und sie bewegen sich so langsam, dass grüne Algen auf ihrem Fell wachsen. Es ist einfach unglaublich, so ein Tier mal in der freien Wildbahn zu sehen, einfach so!

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Den Touri-Ansturm auf den Nationalpark Manuel Antonio umgingen wir dank unserem Guide, der uns zielsicher auf einen unbekannteren Parkplatz lotste, von wo aus unsere Route in den Dschungel endlich starten konnte.

Manuel Antonio ist der kleinste Nationalpark in Costa Rica und beherbergt unglaubliche 109 verschiedene Säugetierarten, dazu fast alle heimischen Reptilien. Viele der Tiere haben sich mittlerweile sehr an die Touristen gewöhnt, weswegen der Park sich großer Beliebtheit unter den Costa Rica-Reisenden erfreut.

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Der Haupteingang vom Manuel Antonio National Park.

Schon am Eingang zeigte sich dieser Beliebtheitsgrad, denn Manuel Antonio war um einiges touristischer als unser Carara National Park-Ausflug am Vortag. Mauricio ließ sich kaum vom Touri-Ansturm beirren, schleuste uns schnell durch die Kassenschlange und hatte den Blick von Anfang an auf die Bäume und in den Dschungel gerichtet.

Faultiere fand er fast an jedem dritten Baum, zwischendurch zeigte er immer mal wieder auf den Boden, wo die sogenannte Halloweenkrabbe umherlief, die zur Familie der Landkrabben gehört. Entsprechend sind die rot-schwarzen Flitzer auch eher ein bisschen landeinwärts unterwegs.

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Die Zahl der Tiere, die wir durch den nimmermüden Mauricio an diesem Tag zu sehen bekamen, war gigantisch. Unter keinen Umständen hätten wir so viel Wildlife auf eigene Faust entdeckt, von gut getarnten Fledermäusen über Echsen, Affen, Schlangen…wir kamen mit Abhaken gar nicht hinterher. Unser Guide war dabei stets darum bemüht, dass wir mit unseren Handys durch sein Fernrohr die bestmöglichen Fotos abgreifen. Die Ergebnisse können sich tatsächlich sehen lassen, aber auch mit der Spiegelreflex landete Tamy ein paar ziemlich geniale Treffer.

Was hier und da zu kurz kam, waren vielleicht noch etwas mehr Infos zu den Tieren, in erster Linie ging es um die Fotoausbeute. Auch fiel uns stellenweise negativ auf, dass Mauricio enorm viel Energie darein steckte, unter den anderen Touristen neue Kunden für die kommenden Tage anzuwerben. Das machte natürlich zum Teil Sinn, aber als zahlende Kunden hätten wir gerne seine volle Aufmerksamkeit gehabt. Die wurde dann quasi nochmal halbiert, als er eine Familie aus Spanien wiedertraf, die er einen Tag vorher durch den Carara Nationalpark geführt hatte. Spontan wurden nun zwei spanische Erwachsene mit Baby in unsere „deutsche Privatführung“ integriert und Mauricio versuchte sich an einer zweisprachigen Variante seiner Führung, mit leider deutlichem Fokus auf Spanisch.

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So ganz „privat“ war unsere „Privatführung“ meistens nicht.

Versteht uns bitte nicht falsch, die beiden waren wirklich nett, aber die „deutsche Privatführung“, die er uns verkauft hatte, war das jetzt eigentlich nicht mehr und am Ende wollte er trotzdem den vollen Preis von uns haben.

Wir stolperten also fortan unserem Guide als Fünfergruppe hinterher, bekamen immer wieder tolle Fotomöglichkeiten durch sein Fernrohr und erhaschten einen kleinen Eindruck von diesem unglaublich abwechslungsreichen Park.

Der Rundgang durch den Manuel Antonio Nationalpark beginnt mitten im Dschungel und führt auf perfekt ausgebauten Holzstegen oder breiten Schotterwegen zu einem karibischen Strandparadies, welches von einer vorgelagerten Halbinsel dominiert wird, die durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden ist. Auf diesem schmalen Streifen sind die Strände auf beiden Seiten nur durch wenige duzend Meter getrennt. Eine Wahnsinns-Location, allerdings sollte man hier möglichst früh an sein.

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In unserem Fall war der Bereich von zwei Spezies regelrecht überflutet: Menschen und Kapuzineraffen! Die Primaten haben sich hier derart an die Touristen und ihre Mitbringsel gewöhnt, dass sie zu regelrechten Dieben geworden sind. Vor unseren Augen klaute ein Äffchen aus einer Strandtasche Proviant und warf alles von seinem sicheren Baumversteck, was es nicht gebrauchen konnte.

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Ein Kapuzineräffchen sitzt mit seiner Diebes-Beute am Karibikstrand.

So stoßen Tourismus und Wildlife im Manuel Nationalpark nicht nur auf positive Weise aufeinander. Durch die Strände lockt der Park eben auch viele Strandtouristen mit wenig Respekt für die Natur an, die teilweise sogar die Affen füttern. Ein komplettes No Go! Ranger waren bei unserem Besuch keine vor Ort, lediglich Mauricio wies einige Touristen zurecht.

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Von hier aus ging unsere Tour dann wieder langsam zurück Richtung Parkausgang, wobei der Weg uns noch durch einen beeindruckenden Mangroven-Wald führte, der sich in einem sumpfigen Bereich nahe der Strände angesiedelt hatte. Auch hier gab es noch einiges zu sehen.


Am Ende blicken wir mit gemischten Gefühlen auf unsere „deutsche Privattour“ mit Mauricio zurück. Ihm haben zu verdanken, dass wir bereits an unserem dritten Tag in Costa Rica so ziemlich alles an den klassischen Tier-Must-Sees gesehen haben. Und auch wenn das etwas touristisch-doof klingt: Es hat dafür gesorgt, dass wir an unseren verbleibenden Tagen megaentspannt in dem kleinen mittelamerikanischen Land unterwegs waren, weil wir nicht mehr den Druck hatten, unbedingt ein Faultier oder einen Tukan zu sehen.  
Gleichzeitig war die Tour aber auch ein recht touristisches Durchscheuchen durch den Park, auf der Suche nach dem perfekten Foto und – was uns vermutlich am meisten störte – auf der Suche nach neuen Kunden für die kommenden Tage. 

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Es ist also schwierig…würden wir die Tour mit Mauricio empfehlen? Wenn ihr die klassischen Costa-Rica-Wildlife-Sichtungen mit tollen Bildern von eurer Liste streichen wollt: durchaus! Wenn ihr einen deutschsprachigen Ansprechpartner in den weitläufigen Nationalparks der Pazifikküste braucht, der euch ein bisschen an die Hand nimmt: Do it, denn er bietet nicht nur Carara und Manuel Antonio, sondern auch Monteverde an.

Bei Interesse könnt ihr ihn via E-Mail kontaktieren: mauriciovasquezpizarro@gmail.com

Wenn ihr Natur grundsätzlich lieber auf eigene Faust entdecken wollt und auch klar kommt, wenn ihr vielleicht kein Faultier zu sehen bekommt: Dann werdet ihr ohne Guide möglicherweise glücklicher… …bei uns war es so ein Mittelding und wir sind im Nachhinein froh, dass ganze einmal gemacht zu haben. Beim nächsten Mal Manuel Antonio freuen wir uns aber darauf, den Park komplett auf eigene Faust anzugehen und so viel Zeit wie wir wollen in der herrlichen Karibiklandschaft verbringen zu können.


Wart ihr schonmal im Manuel Antonio National Park? Habt ihr auch eine Führung ausprobiert oder kennt vielleicht sogar jemand Mauricio? Wir sind gespannt auf euer Feedback!


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