Um das Maximum aus unserem einwöchigen Florida-Trip Ende März rauszuholen, sind wir auf eine Direktflug-Kombination gestoßen, die geradezu prädestiniert für einen Vergleich ist: Mit der Billig-Tochter Eurowings von Düsseldorf nach Miami und mit der 5-Sterne-Airline Lufthansa von Orlando zurück nach Frankfurt. Beides über Lufthansa gebucht, beides mit ähnlichen Leistungen. Klare Sache oder spannendes Duell?
Checkt auch unsere anderen Erfahrungen mit Eurowings:
>> Die Eurowings-Experience – oder wie wir nochmal Air Berlin fliegen durften! <<
Ende 2017 wurde die Deutsche Lufthansa im Ranking der britischen Beratungsfirma Skytrax erstmals mit einer Fünf-Sterne-Bewertung geadelt. Das passierte, nachdem man eine neue Business Class vorgestellt hatte, die allerdings erst 2020 an den Start gehen soll. Bis dahin fliegt die deutsche Traditions-Airline also mit einem nicht unumstrittenen 5-Star-Ranking durch die Lüfte. Für eine Großteil der Passagiere wird die Qualität der Business Class nie eine Rolle spielen, sondern das Erlebnis in der Economy Class. Wir haben uns angeschaut, ob man dafür fünf Sterne vergeben kann und konnten es praktischerweise direkt mit dem Billig-Produkt des Lufthansa-Konzerns vergleichen: Eurowings.
Allerdings muss man gerade bei der Billig-Tochter vorsichtig sein, denn hier wird die Langstrecke von zwei unterschiedlichen Partnern abgewickelt. Die klassischen Ferien-Destinationen (Dom Rep., Cancun etc.) werden vom Personal des deutschen Ablegers der türkischen Sunexpress durchgeführt, die meisten US-Strecken hingegen von Brussels Airlines-Personal, die Ende 2017 von Lufthansa übernommen wurde. Qualitäts-, Pünktlichkeits- und Service-Unterschiede scheinen also bei Eurowings die Regel zu sein, weswegen sich auch zahlreiche Negativwertungen finden.
Wie schon bei unseren Flop 3-Flügen, gilt auch hier:
„Sehr gespannt sind wir aber auch auf eure Erfahrungen, denn oft kann ein Flugprodukt sich durch einen Flugzeugtyp oder nur eine andere Crew schon maßgeblich ändern. Manchmal reicht eine unfreundliche Flugbegleiterin, dass der Flug negativ im Gedächtnis bleibt. Gleichzeitig kann freundlicher Service aber auch eine sonst eher mittelprächtige Performance verbessern. Zögert also nicht, uns am Ende des Artikels in den Kommentaren von euren Top/Flop-Erlebnissen über den Wolken zu berichten… „
Buchung & Check-In:

Der Moment nach dem magischen Klick!
Die Buchung des Flug-Packages erfolgte über die Lufthansa-Website, nachdem wir die Verbindungen vorher über Momondo gefunden hatten. Vorteil einer Lufthansa-Buchung für einen Eurowings-Flug ist, dass man bei der Billig-Tochter automatisch im SMART-Tarif fliegt (also zumindest in unserem Fall und mehreren anderen, die wir bei Google recherchiert haben), bei dem sämtliche eigentlich kostenpflichtige Leistungen wie Sitzplatzreservierung, Verpflegung und Gepäck inkludiert sind.
So weit, so gut. Bei der Buchung von Zusatzleistungen funktioniert die Verzahnung der Mutter mit ihrer Günstig-Tochter aber überraschend schlecht. Vegetarisches Essen können wir für den Lufthansa-Flug problemlos angeben, bei Eurowings aber nicht anwählen. Auch die Sitzplatzreservierung für den Eurowings-Flug funktioniert weder über die Lufthansa-Seite, noch bei Eurowings selbst.
Nach mehreren Versuchen auf den Online-Seiten der Airlines griffen wir zum Hörer. Bei Eurowings konnte man uns mit der Sitzplatzreservierung schnell weiterhelfen. Wieso wir keinen umfassenden Zugriff auf unsere Buchung hatten, konnte man sich aber auch nicht erklären. Für das vegetarische Essen müssten wir uns an die Lufthansa wenden, so der Hotline-Mitarbeiter. Im Eurowings-Chat hingegen versicherte uns eine sehr freundliche Mitarbeiterin, das wir das bestellte Essen an Bord sicher wie gebucht erhalten werden, da die Lufthansa uns dies ja bestätigt hätte. Tatsächlich hatten wir aber nur eine Lufthansa-Bestätigung für die Verpflegung auf dem Lufthansa-Flug.
Also wendeten wir uns an die äußerst freundliche Lufthansa-Hotline, die sich die Buchung anschaute und feststellte, dass wir uns mit dem Problem an Eurowings wenden müssten. Auf den Hinweis, dass die Kollegen der Günstig-Tochter uns an die Lufthansa verwiesen hätte, meint der Lufthansa-Mitarbeiter nur leicht verärgert: „Das machen die immer.“ So sieht gelungene Konzern-Kommunikation wohl eher nicht aus.
Ein erneuter Anruf bei Eurowings löst dann das Problem. Eine engagierte Mitarbeiterin fragt bei ihrem Chef nach und verkündet anschließend: vegetarisches Essen muss man bei Eurowings nicht vorreservieren, man hat beim Bordessen die Wahl zwischen einer Version mit und ohne Fleisch. Wer etwas extravagantes möchte, kann das für 10 Euro dazubuchen. Und die Info war jetzt so geheim, dass uns das keiner vorher sagen konnte?
Der Online-Check-In vor Abflug funktionierte bei beiden Airlines reibungslos, bei Eurowings ließ sich das Ticket allerdings nicht in der App laden.
Das Prozedere am Airport
Hier hatte die Eurowings mit einem wahnsinnig entspannten Düsseldorf Airport alle Vorteile auf ihrer Seite, aber die Lufthansa konnte natürlich auch nicht wirklich was dafür, dass Orlando eine stressige Nervhölle war (einer der schlimmsten Flughäfen, an denen wir bisher waren).
Besonders bei der Security waren die TSA-Agenten in Orlando extrem unfreundlich und unprofessionell. Fluggäste sollten den Inhalt ihrer Taschen in ihr Gepäck packen, wer nach einer der üblichen Plastik-Kisten fragte, wurde rüde angemeckert, dass alles in die Taschen gepackt werden sollte und das doch nicht so schwer sei. Die Plastik-Boxen standen dabei stapelweise hinter den Security-Mitarbeitern.
Aber das nur am Rande, für diese Ereignisse kann die Lufthansa natürlich nichts. Die Mitarbeiter beim Checkin und am Boarding Gate waren in beiden Fällen nett, professionell und hilfsbereit.
Upgrade-Möglichkeiten gab es bei unseren gebuchten Tarifen nur gegen Cash, ein Meilen-Upgrade war nicht möglich, weswegen wir auf die Option verzichteten.
Ab hier splitten wir die Erfahrungen in den einzelnen Rubriken:
Ready for Take-Off
Eurowings:
Der Eurowings-A340-300, mit dem wir nach Miami fliegen, ist ein extrem entspannter Vierstrahler, der mit seiner 2-4-2-Bestuhlung in der Economy ein idealer Kandidat für Paare mit Vorliebe für Fensterplätze ist. Leider wird der Typ dieses Jahr ausgemustert, obwohl er erst 2018 zur Eurowings-Flotte stieß.
Sitzabstand und Sitzbreite gehen voll in Ordnung (dürfte noch die alte Lufthansa-Bestuhlung sein, bei der der Airbus vorher unterwegs war). Das Entertainment-System ist nicht mehr das neuste, geht aber ebenfalls klar und verfügt über einen USB-Steckplatz zum Laden externer Geräte. Vom ersten Eindruck her gibt es nichts zu meckern.
Lufthansa
Die Boeing 747-400, die uns von Orlando nach Frankfurt bringt, ist genau wie der Eurowings-Airbus nicht mehr die neuste. Sitzabstand ist gefühlt minimal größer als beim A340, Sitzbreite dürfte identisch sein. Das verbaute Entertainment-System ist ebenfalls baugleich. Ein USB-Steckplatz ist am Monitor verbaut, eine Steckdose befindet sich unter dem Sitz.
Über den Wolken
Eurowings
Kaum in der Luft wollten wir uns nach dem Chaos mit dem Veggie-Essen nochmal vergewissern, dass auch wirklich alles passt. Ein gut gelaunter Flugbegleiter bestätigt uns die Information, dass wir zwischen mit und ohne Fleisch wählen können. Auf die Frage, ob das Risiko besteht, dass die vegetarische Option schnell vergriffen ist, meint er grinsend: „Da Sie relativ weit vorne sitzen, sollte das kein Problem sein.“ Sehr beruhigend… 😉
Das Onboard-Entertainment kosten auf der Eurowings-Langstrecke normalerweise Geld. Man kann das Angebot während dem Flug gegen Bezahlung (irgendwas im Bereich 8-10 Euro) freischalten. In unserem Fall gab die Besatzung durch, dass wir durch einen technischen Fehler auf dem Flug das System komplett kostenlos benutzen dürfen. Netter Zug, andere Airlines hätten vielleicht einfach alles abgeschaltet, statt die Leistung zu verschenken.
Die Film- und Serien-Auswahl ist signifikant kleiner als bei den Netzwerkcarriern, aber man findet trotzdem was. Für die geringe Menge an Filmen regulär so viel Geld zu verlangen, passt aber trotzdem nicht wirklich.
Dann kommt das Essen und präsentiert sich in ungewöhnlicher Lunchbox-Verpackung. Geschmacklich ist der Nudelmix in Lauchsauce erstaunlich brauchbar, es hätte allerdings gerne etwas mehr sein dürfen. Auffällig ist, dass gleich mehrere Passagiere um uns herum offensichtlich im Basic Tarif unterwegs sind und weder Essen noch Getränke bekommen. Lediglich Wasser wird an sie ausgegeben. So ziemlich alle von ihnen ordern im Laufe des 10-stündigen Flugs nach.
Die zweite Mahlzeit kurz vor der Landung kann man kaum als solche bezeichnen. Ein Mini-Sandwich mit einem Wasser-Tetrapack oder ein kleiner Kuchen mit Wasser. Ehm ja…
Lufthansa
Die 5-Star-Airline Lufthansa punktet kurz nach dem Start mit einem deutlich umfangreicheren Entertainment-System. Wer unter 232 Filmen nix findet, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Die Auswahl ist abwechslungsreich und gut sortiert, das System läuft einigermaßen flüssig.
Dann kommt das Essen, welches wir bei der Buchung schon als vegetarisch bestätigt bekamen. Obwohl scheinbar nur die Reservierung von Tamy im Flugzeug angekommen ist, managt es ein sympathisch-aufmerksamer Flugbegleiter (Original-Zitat: „Nicht verzagen, Philipp fragen!“) umgehend, dass wir beide eine vegetarische Option zwischen die Zähne kriegen.
Das Menü selbst ist deutlich umfangreicher als bei Eurowings, geschmacklich aber eher schwach. Beim Abendessen (linkes Bild) gibt es trockenen Reis mit ein bisschen Gemüse, dazu einen Salat, ein kleines Küchlein und ein Brötchen, das Frühstück kurz vor der Landung besteht aus einem mittelmäßigen Omelett mit Gemüse, dazu ein Brötchen und ein kleiner Obstsalat. Im direkten Vergleich also vom Umfang ein Fortschritt, qualitativ aber auf ungefähr gleichem Level. Fünf Sterne sehen definitiv anders aus!
Der generelle Service an Bord
Eurowings
Der generelle Service an Bord ist ähnlich wie schon am Boden in Düsseldorf professionell und freundlich, ohne besonders hervorzustechen. Niemand fällt negativ auf, aber es gibt auch keine übermäßigen Ausschläge ins Positive. Grundsätzlich in Ordnung.
Lufthansa
Der eigentliche Grund für diese Rubrik ist tatsächlich die Performance der Lufthansa-Crew. Bis auf engagierten Flugbegleiter („Nicht verzagen, Philipp fragen“) präsentieren sich seine Kollegen wenig motiviert und fast schon unfreundlich.
Beim Service wird nicht gelächelt, eine Flugbegleiterin dreht sogar zwischendurch genervt die Augen, wenn sie ein gewünschtes Getränk nicht auf dem Service-Trolley verfügbar hat.
Sie weist uns am Ende der Mahlzeiten auch recht unfreundlich daraufhin, dass wir während dem Essen die Sitze aufrecht machen sollten, damit die Passagiere hinter uns vernünftig essen können. Das grundsätzlich wäre vollkommen in Ordnung, hätten wir nicht unsere komplette Mahlzeit mit zurückgelehnten Vordersitz zu uns nehmen müssen.
Das ihr das nicht aufgefallen ist, mag sein, entschuldigt aber nicht den Ton, den wir so nicht mal bei Ryanair akzeptieren würden, aber bei einer 5-Star-Airline einfach überhaupt nicht passt.
Landung & Ankunft
Bei Eurowings hatten wir das Glück nochmal kurz vor Ende des Fluges ein andere Landebahn zugewiesen zu bekommen, wodurch wir beim Landeanflug spektakuläre Aussichten auf Miami Beach und Miami genießen konnten.
Die Ankunft am Miami International Airport war reibungslos, die Immigration war so schnell wie NIE zuvor (3 Minuten max!) und dann waren wir auch schon draußen.
Auch bei unserem Lufthansa-Rückflug war bei Landung und Ankunft alles vollkommen in Ordnung.
FAZIT
Am Ende unserer Gabelflug-Komination waren wir durchaus überrascht. Das Economy-Produkt von Eurowings (operated by Brusses Airlines) war im SMART-Tarif definitiv besser als befürchtet, während die alteingesessene Lufthansa definitiv schlechter performt hat, als erwartet.
Da beide zum gleichen Konzern gehören, kann das eigentlich nicht sein. Wer sich großspurig als 5-Sterne-Airline vermarktet, kann sich nicht nur auf einer spektakulären Business Class ausruhen, die erst 2020 eingeführt wird, sondern muss in allen Bereichen abliefern, auch in der Economy. Vor allem aber, sollte mehr abgeliefert werden als bei der Billig-Tochter, denn welchen Grund habe ich, Lufthansa zu fliegen, wenn die Eurowings alles mehr oder weniger genauso gut hinbekommt?
Auffällig war das Chaos bei der Kommunikation untereinander. Wenn man mit Fragen bzgl. der Buchung mehrfach hin und hertelefonieren muss, kann da irgendwas nicht passen.
Am gravierendsten sehen wir aber die Schwächen beim Service an. Bei Sitzabstand & Co sind sich alle großen Carrier mittlerweile recht ähnlich und diese Faktoren sind wichtige Zahnräder im Teil eines gnadenlosen Preiskampfes, von dem wir ja selbst immer wieder profitieren. Aber Freundlichkeit und ein simples Lächeln hier und da kosten nichts und wenn man sie irgendwo erwarten kann, dann bei einer Airline, die sich die 5-Sterne-Bewertung auf ihr Flagship-Flugzeug schreibt.
Versteht uns nicht falsch: der Lufthansa-Flug war definitiv kein kompletter Reinfall, aber im Gesamtpaket nicht das, was wir von einer Airline mit 5-Sterne-Ranking erwarten. Unsere US-Flüge mit Air France, als auch mit der One World-Allianz via London sind uns definitiv besser und stimmiger in Erinnerung geblieben, aber vielleicht hatten wir auch einfach Pech….
Nun sind wir aber gespannt auf eure Erfahrungen! Wart ihr schon mal mit Eurowings auf der Langstrecke? Und wie sieht es mit Lufthansa aus? Wen seht ihr vorne?