More Legroom/More Comfort auf Eurowings Langstrecke – Die günstige Premium Economy-Alternative?

Von der Eurowings-Langstrecke waren wir ja schon bei unserem Florida-Trip im März sehr angetan, zumal das Produkt kaum schlechter war als das der Premium-Mutter Lufthansa. Als wir uns im Juli für den Rückflug von Las Vegas zwischen Condor und Eurowings entscheiden mussten, fiel die Wahl ziemlich leicht, zumal wir die Gelegenheit nutzen konnten, um die More Legroom-Plätze am Notausgang auszuprobieren. Ob sich der Aufpreis gelohnt hat?

 



Checkt auch unsere anderen Erfahrungen mit Eurowings:

>> Die Eurowings-Experience – oder wie wir nochmal Air Berlin fliegen durften! <<

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Wer auf einem Oneway-Flug aus den USA Richtung Europa fliegen will, muss bei den Netzwerk-Carriern meist ganz schön tief in die Tasche greifen. Lufthansa, British Airways, Air France & Co verlangen für One Way-Strecken richtig viel Kohle und die Tickets sind nicht selten sogar teurer als der Roundtrip.

Wer sich aber eine Reise etwas individueller zusammenstellt und eben nicht alle Flugetappen auf ein Ticket bucht, hat unter Umständen genau mit dieser Problematik zu kämpfen. Da wir mit der Lufthansa nach Costa Rica geflogen waren  und dann mit Aeromexico dank eines megagünstigen Business-Deals weiter in die USA gejettet (Flight Report kommt noch), fehlte uns auch noch ein Rückflug in die Heimat. Von der Westküste war das (wohlgemerkt in der Economy-Class) größtenteils richtig teuer und oft war in den Tarifen nicht mal Gepäck und Sitzplatz inkludiert.

Checkt in einer solchen Situation unbedingt mal die Touri-Airlines wie Condor und Eurowings, denn die verbinden vielleicht nicht die Westküsten-Drehkreuze mit den europäischen Hubs, aber unheimlich oft aus Europa weniger angeflogene Ziele wie beispielsweise Las Vegas, Phoenix oder Portland. Aus allen drei Destinationen gab es günstige Condor-Direktflüge nach Frankfurt. Da wir mit Condor aber nicht die besten Erfahrungen gemacht hatten, waren wir froh, dass auch Eurowings ganz neu Las Vegas-Flüge im Programm hatte und auch die zu erträglichen Preisen.

Wir müssen an dieser Stelle zugeben: nachdem wir mit der Lufthansa Business Class nach Costa Rica geflogen waren und dann auch noch mit Aeromexico im Lie-Flat-Business-Sitz nach Los Angeles gedüst sind, waren wir verwöhnt und hatten eigentlich so gar keine Lust mehr auf einen Langstrecken-Flug in der Economy Class.

Eurowings Klassen

Ein Screenshot einer Beispiel-Buchung (nicht unser Flug), um die Preisunterschiede der verschiedenen Eurowings-Klassen zu zeigen.

Eurowings bietet drei Klassen an: Economy (im Basic und Smart-Tarif), Best (vergleichbar mit Premium Economy) und die BIZclass (tatsächlich die klassische Lufthansa-Business Class).

Preislich ist der Basic-Tarif oft absurd günstig, inkludiert ist aber lediglich ein Handgepäck-Stück (8 kg), kein Essen, keine Sitzplatzreservierung, kein Entertainment. Der Smart-Tarif bietet die gleichen Sitze wie im Basic-Tarif, aber ein Koffer (23 kg) + Handgepäck (8 kg), sowie eine Sitzplatzreservierung, ein Standard-Meal und Priority Boarding sind hier inkludiert. Das In-Seat-Entertainment kostet auch hier Aufpreis. Der ganze Spaß kostet auf Langstrecke zwischen 70 und 100 Euro mehr pro Flug pro Passagier.

Die Premium-Economy-Variante BEST kostet ungefähr doppelt so viel wie der Smart-Tarif, bietet dafür aber einen geräumigeren Sitz mit mehr Beinfreiheit und mehr Neigung, zusätzlich 2 Handgepäckstücke (jeweils 8 kg), 2x Aufgabegepäck (jeweils 23 kg), darüberhinaus ein Premium-Meal und inkludierte Bordunterhaltung. Zu guter letzt gibt es in der BIZclass alle Vorteile einer vollwertigen Business Class, allerdings kostet der Spaß dann auch das siebenfache des Smart-Tarifs, bzw. etwas weniger als das vierfache des Best-Tarifs.

Unser Budget war am Ende der Reise beschränkt, das Meilenkonto war geräumt, was also tun? Der Basic-Tarif macht tatsächlich überhaupt keinen Sinn. Aufgabegepäck (was die meisten Langstrecken-Reisenden ja am Start haben) kostet 50 Euro pro Koffer, will man an Bord etwas essen, bezahlt man 10 Euro pro Menü (vegetarische Option: check), will man einen Sitzplatz reservieren, werden nochmal min. 20 Euro fällig. Man muss kein Mathe-Genie sein, um festzustellen, dass man zu dem Zeitpunkt schon die Kosten des Smart-Tarifs überschritten hat. Also war das unser Way-to-Go!

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Die Magenta-farbenen Sitze sind die More Legroom/More Comfort-Sitzplätze, die min. 10 cm mehr Sitzabstand bieten. Besonders interessant: Die Plätze an der Exit-Row!

Ein Standard-Sitzplatz ist wie gesagt bei Smart inkludiert, für „More Comfort“ oder „More Legroom“ zahlt man je nach Flug unterschiedliche Aufpreise und bekommt dafür Sitzplätze mit gesteigertem Sitzabstand (mindestens 10 Zentimeter), sowie ein Kissen und eine Decke. Der Clou an der Sache: auch die Sitze am Notausgang fallen unter diese Klasse. Im Gegensatz zu den anderen „More Comfort/More Legroom“-Seats (die wir für den Aufpreis nur bedingt empfehlen würden) hat man dort quasi eine unbegrenzte Beinfreiheit. Genau diese Notausgang-Plätze waren bei unserer Buchung noch frei und waren dann unsere Low-Budget-Business-Alternative… 😉

Um bei Eurowings (und vielen anderen Airlines) am Notausgang sitzen zu dürfen, muss man in der Lage sein, „die Notausgänge zu öffnen“, wird die Eurowings-Sprecherin Katharina Muschalla in einem travelbook-Artikel zitiert. Auch müssten die Passagiere über 18 sein und dürfen nicht mit Minderjährigen, Säuglingen oder Haustieren reisen. Auch schwangere Frauen und Menschen mit Behinderung, sowie ältere Menschen müssen auf anderen Plätzen sitzen. Auch deutsch und englisch sollten die Notausgang-Passagiere beherrschen.

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Normaler Economy-Sitz, aber dafür mit enormer Beinfreiheit.

Wo die Sitze im Flugzeug zu finden sind, kommt immer auf den Flugzeugtyp an, lässt sich aber in der Regel unter dem Punkt Sitzplatzreservierungen bei der Buchung schnell herausfinden. Da die Plätze am Notausgang zu den beliebtesten Sitzen in der Economy Class gehören, sollte man bei freien Verfügbarkeiten nicht lange fackeln.

In unserem Fall flogen wir mit dem Airbus A340, der im Auftrag von Eurowings durch Brussels Airlines-Personal betrieben wird. Der alternde Vierstrahler soll in den kommenden Monaten wieder ausgemustert werden, um die Eurowings-Langstrecken-Flotte auf den Airbus A330 zu vereinheitlichen. Auch in diesen gibt es aber natürlich die More Comfort/More Legroom-Sitze und die Notausgang-Reihe, die Sitzpläne können aber leicht variieren.

Einziger Nachteil in dem More Legroom-Sitz: Da Monitor und Tisch in der Armlehne verstaut sind, lassen diese sich nicht hochklappen. Kuscheln im Zweiersitz funktioniert also nicht so gut, wie in normalen Economy-Sitzplätzen. Dafür könnt ihr jederzeit aufstehen, zur Toilette laufen und müsst nie über euren Nebenmann drüber klettern. Auch ganz praktisch: klappt man den Tisch zur Hälfte zusammen, kann man auch bei ausgeklapptem Tisch und Monitor den Sitz verlassen. Und erwähnten wir schon die enorme Beinfreiheit? 😉

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Wie schon bei unserer ersten Eurowings-Langstrecke war auch diesmal wieder das Bezahlsystem für das Entertainment-System defekt, weswegen die komplette Filmauswahl kulanterweise für alle Passagiere kostenlos freigeschaltet war. Der ausklappbare Monitor verfügt standardmäßig über einen USB-Steckplatz, eine Universalsteckdose befindet sich unter dem Sitz.

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Spektakulärer Abflug über den Lake Mead.

Bei der Bordverpflegung gab es wie schon bei unserem Miami-Flug die Auswahl zwischen einer Mahlzeit mit und ohne Fleisch. Somit umgeht man bei Eurowings den Aufwand von Sondermenüs, was natürlich nur positiv zu bewerten ist, wenn ein vegetarisches Menü möchte. Vegane oder gluten-freie Optionen gibt es nur gegen Aufpreis. Wir hatten unsere Flugbegleiterin beim Boarding darüber informiert, dass wir als Vegetarier auf die Veggie-Option angewiesen seien, um zu verhindern, dass diese nachher aus ist (wir saßen etwas weiter hinten im Flugzeug) und sie versprach, sich in jedem Fall darum zu kümmern. Klappte problemlos! Überhaupt war das Bordpersonal wie schon bei unserem Miami-Flug mit Eurowings freundlich und hilfsbereit.

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Das Menü selbst war sehr basic, aber wie schon beim ersten Mal durchaus schmackhaft und braucht sich bis auf den etwas geringeren Umfang nicht vor der Konzern-Mutter Lufthansa zu verstecken. Kurz vor der Landung in Düsseldorf gab es wieder einen sehr kleinen Lunch-Pack, der ein wirklich winziges Sandwich enthielt, welches den Namen kaum verdiente.

Für das größte Negativerlebnis beim Flug konnte die Eurowings übrigens nichts: die Maschine ist fast leer von Las Vegas nach Düsseldorf geflogen, weswegen zahlreiche 4er-Reihen frei waren und wir für viel Freiheit zum Ausstrecken gar keine More Comfort/More Legroom-Sitze gebraucht hätten.

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Gehören Eurowings-Langstreckenjets in Düsseldorf bald der Vergangenheit an?

Dennoch war das Erlebnis symptomatisch für die Probleme der Eurowings Langstrecke, bei der es seit Beginn kriselt. Nach zahlreichen Umstrukturierungen wird der Winterflugplan 2019/20 erstmals von der Konzernmutter Lufthansa gemanagt, die die Billigtochter erstmals auch nach Frankfurt holt, auch das Angebot ab München wird ausgebaut. Nachdem die Eurowings-Langstrecke im November 2015 in Köln startete, zog man Anfangs 2018 nach Düsseldorf um und nahm wenig später München mit ins Boot. Seit August 2019 ist klar, dass man sich zukünftig auf Frankfurt und München konzentrieren will, auch wenn man betont, dass Düsseldorf als Langstrecken-Basis erhalten bleibt. Ob das wirklich langfristig so bleibt, darf bezweifelt werden. So sind die Flüge von Düsseldorf nach Las Vegas auch nur noch im Winterflugplan buchbar (bei der Auslastung aber auch kein Wunder).

Dennoch: Die neueste Eurowings-Langstrecken-Strategie wirkt eher wie ein Schachzug, um der kriselnden Condor an den Lufthansa-Hubs mit exakt gleichen Verbindungen den Rang abzugraben, um diese in Zukunft vielleicht günstig zu übernehmen.


 

Nach diesem kleinen Exkurs können wir als Fazit nur festhalten, dass auch unser zweiter Eurowings-Langstreckenflug problemlos verlief und wir absolut zufrieden waren. Die Sitzplätze am Notausgang waren mit ihrer phänomenalen Beinfreiheit eine günstige Alternative für das deutlich teurere Premium Economy-Produkt „Best“, die wir definitiv empfehlen würden. Aber auch ansonsten war die Erfahrung wieder sehr solide, vom Essen, über das Entertainment-System, bis hin zum Service.

Wie waren eure Erfahrungen mit der Eurowings-Langstrecke? Habt ihr auch schonmal die More Comfort/More Legroom-Plätze ausprobiert oder seid ihr gar schon mal in Best oder BizClass gereist?

 


 

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