Tulum oder Coba – Touristen-Armageddon vs. Dschungel-Ruine

Wer nach Mexiko fliegt, will meist auch was von der bewegten Geschichte des Landes sehen. Für die meisten Touristen bedeutet das: die Maya Ruinen von Tulum. Finden sich im Hinterland vielleicht noch beeindruckendere Monumente? Wir haben uns Tulum und Coba angeschaut…

Wer nach Mexiko fliegt, will meist auch was von der bewegten Geschichte des Landes sehen. Für die meisten Touristen bedeutet das: die Maya Ruinen von Tulum. Finden sich im Hinterland vielleicht noch beeindruckendere Monumente? Wir haben uns nicht nur Tulum sondern auch Coba angeschaut…

Wir geben es ja zu, wir sind nicht die größten Frühaufsteher! Für die Maya-Stätte im mexikanischen Tulum haben aber selbst wir uns früh aus den Betten gequält, um dem nachmittäglichen Haupt-Run auf die legendäre Tempelanlage aus dem Weg zu gehen. Auf dutzenden, menschenleeren Bildern haben wir die ausufernde Ruinen-Ansammlung inklusive Traumstrand schon gesehen. Grund genug also nach schnellem Frühstück ins Auto zu springen und nach Tulum zu düsen.

Hier zeigt sich schon schnell, das die Maya-Stätte an der Karibikküste alles andere als ein Geheimtipp ist. Große Parkplatzanlagen und eine halbe Kleinstadt an Souvenir-Shops haben sich in unmittelbarer Nähe der Ruinen angesiedelt und lassen erahnen, was hier zur Hauptreisezeit los ist. Um 8:00 Uhr öffnen die Ruinen ihre Pforten (bis 17:00 Uhr), jeweils von Montag bis Freitag. Wer einen Wochenend-Ausflug machen will, steht vor verschlossenen Türen.

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Die einzigen verbliebenen Einwohner der Ruine in Tulum…

Vom Parkplatz bis zum Ruinen-Eingang sind es einige hundert Meter Fußweg. Obwohl es kleine Shuttle-Busse gibt, die nochmal extra kosten, gehen wir die paar Meter zu Fuß. Schnell realisieren wir die Daseinsberechtigung der Shuttles. Luftfeuchtigkeit und Außentemperatur sind mal wieder derart hoch, dass wir wenig später komplett durchgeschwitzt am Eingang ankommen. Wir bezahlen zusammen 140 Pesos (also rund 6,30 Euro) und nochmal eine kleine extra Gebühr für die Kameras. Unsere Drohne muss leider im Rucksack bleiben, hier herrscht striktes Verbot.

Mit den Kameras haben wir leider nur begrenzt unseren Spaß, denn durch die Luftfeuchtigkeit beschlagen die Linsen augenblicklich. Fotos ohne einen nebligen Schleier sind hier fast unmöglich zu bekommen. Die Maya siedelten hier vor 600 bis 700 Jahren, was aus europäischer Perspektive nicht ganz so spektakulär ist…da ist in unserer Heimat Trier ja beinahe jedes zweite Haus älter! Dennoch, die Kulisse ist gigantisch und der Baustil exotisch. Die Pyramiden-ähnlichen Tempel, die direkt an der türkis-blauen Küste thronen, sind unverwechselbar und ein Anblick, der sich augenblicklich einbrennt.

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Mein verstrahlter Gesichtsausdruck täuscht: der Selfie-Krieg in Tulum ist alles andere als entspannend…

Einbrennen tun sich leider auch die Unmengen an Touristen, die sich hier ohne Rücksicht auf Verluste über die schmalen Pfade schieben. Das Gewirr an Selfie-Sticks gleicht einem Fecht-Wettbewerb, überall werden Schnappschüsse geschossen, geschubst, gedrängelt und generell recht wenig Interesse an Mitmenschen und Umwelt gezeigt. Ein „Sorry“ hört man hier nach Remplern so gut wie nie, alles was zählt ist das perfekte Foto, um auf Instagram punkten zu können. Der berühmte Strand-Abschnitt direkt unterhalb des großen Tempels, der als einer der schönsten der Welt gilt….ebenfalls voll mit Touristen.

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Tulum, Mexiko: Traumstrand oder Touri-Armageddon?

Uns wird das recht schnell zu viel, wir können uns gar nicht ausmalen, wie das zur Hauptreisezeit aussieht. Wir verabschieden uns recht schnell, setzen uns ins Auto und fahren landeinwärts: eine weitere Ruine steht auf unserem Tagesplan: Coba! Die mexikanische Kleinstadt befindet sich rund 50 Kilometer landeinwärts, also keine Touristentempel mit Sonnenanbetern in unmittelbarer Nähe.

Und tatsächlich, wir verlassen Tulum und befinden uns schon bald in einem deutlich authentischeren Mexiko. Wir fahren viele Kilometer schnurgerade durch den Dschungel und die kleinen Siedlungen zwischendrin sind alles andere als auf Hochglanz poliert. Notdürftige Behausungen, Müll, Straßenhunde…das was die Touristen in Cancun & Playa del Carmen nicht sehen, ist hier allgegenwärtig: Mexiko ist letztendlich doch ein Schwellenland mit vielen Problemen.

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Nach einer knappen Stunde erreichen wir Coba, bezahlen wie schon in Tulum 70 Pesos pro Person und beginnen mit der Erkundung. Im Gegensatz zur Küsten-Ruine befinden sich die zwischen 600 und 900 nach Christus entstandenen Bauten hier mitten im Dschungel. Abgesehen von der 42 Meter hohen Nohoch Mul-Pyramide sind die anderen Pyramiden und Tempelanlagen nur schwach besucht. An manchen Orten sind wir beim Erkunden ganz allein und fühlen uns wie in einer anderen Zeit. Die Atmosphäre ist unvergleichlich und der tiefe Dschungel trägt maßgeblich dazu bei.

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Im Gegensatz zu Tulum ist die Tempelanlage von Coba auch deutlich weiträumiger, so dass zwischen den verschiedenen Orten mehrere Kilometer Fußweg liegen. Glücklicherweise ist das Klima durch den Dschungel hier deutlich gemäßigter als in Küstennähe, so dass auch längere Fußmärsche möglich sind. Zahlreiche Fahrradtaxis, vergleichbar mit asiatischen Rikschas, befördern müde Gesellen für einen Flatrate-Preis (+ Trinkgeld) von umgerechnet 14 Euro durch die weitläufige Anlage. Dank dem erstaunlich rasanten Taxi-Service schaffen wir es auch noch vor Schließung der Anlage zur höchsten Pyramide.

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Als wir davor stehen ist schnell klar: Nur Tamy will Nohoch Mul besteigen, ich begnüge mich ehrfürchtig mit der Frosch-Perspektive und filme den wagemutigen Aufstieg. Von oben wartet ein magischer Ausblick auf den gesamten Dschungel rundherum. Denken sollte man unbedingt an genügend Wasser, denn hier ist man wieder ohne Schutz der knallenden Sonne ausgesetzt. Nur hier ist Coba so wirklich crowded, nur hier fühlen wir uns ein wenig an Tulum erinnert…auf den einsamen Dschungel-Pfaden rundherum, die zu kleinen, fast versteckt wirkenden Ruinen führen, haben wir uns unglaublich wohl gefühlt. Genau so haben wir uns das Entdecken eines Maya-Tempels vorgestellt!

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Für den Schnappschuss-Jäger ist das Touristen-Chaos in Tulum ein Muss. So schön die Anlage eigentlich ist, so malerisch der große Tempel an der Karibikküste thront, so anstrengend ist die Besichtigung auch….und das schon in der Nebensaison! Die Tempel von Coba sind das genaue Gegenteil – hier ist man oft ganz allein mit den mystischen Bauten der Maya und dem tiefen Dschungel rundherum! Das beste ist aber: man kann problemlos beide Tempelanlagen an einem Tag abhaken, so wie wir das gemacht haben. Wem Tulum zu voll wird, der flüchtet ins ursprüngliche Hinterland und darf sich beim Ruinen-Erkunden wie Indiana Jones fühlen!


Rückblickend haben wir nochmal alle bisherigen Mexiko-Artikel für euch:

3 1/2 Wochen Road Trip in Mexiko & USA – Wie plant man sowas?

Playing it (un)safe? – Nach Mexiko zur Hurrikan-Saison

Unser Hotel in Mexiko: Casa Gem B&B in Playa del Carmen

Zum ersten Mal in der Karibik schwimmen…und die ernüchternde Suche nach dem Traumstrand!

Tulum oder Coba – Touristen-Armageddon vs. Dschungel-Ruine

Liebe auf den zweiten Blick – Tamy und die Magie der Cenoten

Korruption in Mexiko: Wie wir von der Polizei bestohlen wurden!

Abschied & Fazit von Mexico – Let’s go west!

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