Korruption in Mexiko: Wie wir von der Polizei bestohlen wurden!

Mexiko gilt nicht unbedingt als das sicherste Reiseland. Wir sind auf unserer Reise von einer Berufsgruppe abgezockt worden, von der wir es am wenigsten erwartet hatten…

Rückblickend waren die Ängste unserer Familien und Freunde vor unserer Mexiko-Reise vollkommen überzogen und unnötig. Nicht umsonst ging unsere erste Reise ins Touristen-Zentrum Cancun. Nirgendwo sonst in Mexiko ist die Polizei-Präsenz derart hoch, so dass die Horrormärchen von erbarmungslosen Drogenkriegen im Land verhältnismäßig weit weg erscheinen. Und dennoch: als wir das Land 8 Tage nach unserer Anreise Richtung Kalifornien verlassen, sind wir froh nun in vertrautere Gefilde vorzustoßen.

Dazu beigetragen hat vor allem ein Ereignis und zwar eine Radarfalle. Ich bin grundsätzlich kein Gegner von Geschwindigkeitskontrollen, wurde in Deutschland auch schon desöfteren erwischt und war dann eben selber schuld – ohne wenn und aber! In Mexiko waren wir nun nördlich von Cancun unterwegs. Unsere Straße war eine 60er Zone, wir fuhren knapp über 50. Auf der Gegenfahrbahn kam uns ein Polizei-Auto entgegen, welches schließlich hinter uns wendete. Unser Tempo blieb natürlich deutlich unter 60, wir sind ja nicht doof! Wir wurden minutenlang verfolgt und schließlich ging die Sirene hinter uns an.

Wir fuhren rechts an, der Polizist stieg aus, kam mit Radar-Pistole zu unserem Auto und behauptete, er hätte uns mit 68 Km/h erwischt. Wir entgegneten, dass wir genau auf die Geschwindigkeitsbeschränkungen geachtet hätten und unser Tacho immer unter 60 geblieben war (und das war wirklich so!). Der Polizist glaubte uns mehr oder weniger, schob die Schuld dann aber auf unseren Tacho, er sei dann ganz offensichtlich kaputt, da er uns ja mit 68 gemessen hätte. Bei sämtlichen Geschwindigkeitsanzeigen am Straßenrand war die Tachoanzeige immer korrekt.

Er sprach daraufhin kurz mit seinem Kollegen im Auto und kam wieder mit der Forderung, dass das Vergehen uns nun 3600 Pesos kosten würde, also umgerechnet rund 160 Euro – so viel hatten wir gar nicht in bar bei uns. Er wollte daraufhin meinen Führerschein einziehen und mir die Möglichkeit geben, dass Geld innerhalb der nächsten Tage auf der Polizeiwache in Cancun vorbeizubringen. Da wir bereits 2 Tage später abreisen würden und im fast 100 Kilometer entfernten Playa del Carmen wohnten, protestierten wir und fragten, ob es nicht irgendeine andere Lösung geben würde.

Er musterte uns und erzählte irgendwas von einem Discount, den er uns vielleicht geben könnte. Er marschierte zurück zu seinem Auto und kam kurz darauf wieder mit der freudigen Botschaft, dass sein Master-Chief den Discount gewährt hätte und es jetzt – was für ein Zufall – genauso viel kosten würde, wie wir an Bargeld dabei hatten: 2000 Pesos. Daraufhin gab er uns mit einem Grinsen den Führerschein zurück und verabschiedete sich freundlich mit Handschlag…aber nicht ohne den netten Rat dann in Zukunft besser deutlich unter 50 Km/h zu fahren, weil unser Tacho ja kaputt sei.

Wir fuhren weiter und fühlten uns ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, nicht von irgendeinem Trickbetrüger, sondern von der offiziellen Staatsmacht. Ab dem Zeitpunkt blieb bei jedem Polizisten, der uns schwer bewaffnet über den Weg lief, ein bitterer Beigeschmack. Und wir fühlten uns zum ersten Mal wirklich unsicher, weil wir das Gefühl hatten, dass wir im Falle eines Problems niemanden hätten, an den wir uns wenden könnten. Die Polizei – dein Freund und Helfer – hat sich bei unserem Mexiko-Trip zu einem grinsenden, korrupten Betrüger entwickelt.

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Hat zu guter Letzt doch noch Hilfe bekommen: Der Wannabe-Offroad-Cop…

Anekdote am Rande: als am letzten Tag in Mexiko ein Cop auf einem Quad-Bike selbstbewusst durch einen kleinen Süßwasser-Zufluss steuert, bleibt er mittendrin stecken und wir werden Zeuge welches Standing die Polizei hier hat. Niemand kommt dem Allrad-untauglichen Cop zu Hilfe, der halbe Strand lacht stattdessen über das Missgeschick. Uns hilft das zwar auch nicht weiter, aber es lehrt uns, dass man sich auf die mexikanische Polizei besser nicht verlässt…weder auf der Straße, noch im Gelände… 😉


 

Rückblickend haben wir nochmal alle bisherigen Mexiko-Artikel für euch:

3 1/2 Wochen Road Trip in Mexiko & USA – Wie plant man sowas?

Playing it (un)safe? – Nach Mexiko zur Hurrikan-Saison

Unser Hotel in Mexiko: Casa Gem B&B in Playa del Carmen

Zum ersten Mal in der Karibik schwimmen…und die ernüchternde Suche nach dem Traumstrand!

Tulum oder Coba – Touristen-Armageddon vs. Dschungel-Ruine

Liebe auf den zweiten Blick – Tamy und die Magie der Cenoten

Korruption in Mexiko: Wie wir von der Polizei bestohlen wurden!

Abschied & Fazit von Mexico – Let’s go west!

  1. Hallo drauflos,

    uns erging es fast genauso.Wir sind morgens mit unserem Mietwagen um 4:30 Uhr von Playa del Carmen nach Cancun gefahren um sowohl den Mietwagen zeitig zurückzugeben (dazu gibt es auch noch eine tolle Geschichte, die ich gerne schildere wenn Bedarf besteht ! ) als auch unseren für 8:30 Uhr anberaumtem Abflug Richtung New York stressfrei zu erreichen. Wir fuhren ca. 15 min. auf der 307 Richtung Cancun als plötzlich einer dieser Polizei-Pickups hinter uns war und uns mit der Lichthupe zu verstehen gab, das wir halten sollten. Nachdem wir eine Stelle gefunden haben die sich für Halten anbot hielt auch der Pickup hinter uns. Der Beifahrer stieg aus und kam zu mir ans Fahrerfenster. Er fragte ob ich mich auf spanisch oder englisch verständigen könne, ich sagte ihm auf englisch. Er teilte mir dann mit, das ich zu schnell gefahren sei in der 80er Zone, aber nicht um wieviel. Sowohl ich als auch meine Freundin sind 100 % sicher, das wir maximal 82 o. 83 km/h gefahren sind. Darauf ging der Herr Polizist nicht weiter ein und bedeutete mir das ich aussteigen soll und ihm meinen Führerschein zeigen soll. Dies tat ich dann, zwischenzeitlich stieg sein grimmig schauender Kollege auch aus dem Pickups aus, erhielt meinen Führerschein und verschwand mit ihm im Dunkel des Fahrzeuges. Nach kurzer Zeit kam er wieder und meinte damit könne er nichts anfangen, da er meine Daten genau aufnehmen müsse und verlangte meine Reisepass, dem ich ihm ebenfalls übergab. Nun wurde es spannend. Der erste Polizist sagte etwas von einem schweren Vergehen, aber da wir Touristen seien könne er uns einen Sonderpreis in Höhe von 2000 Pesos als Strafe anbieten, die aber sofort gezahlt werden müssten ! Ich sagte im, das in ca. 3,5 Stunden unser Flieger geht und ich lediglich noch Restgeld in Höhe von 50 Pesos in der Tasche habe. Während sein Kollege fleißig etwas aufschrieb und nach wie vor meine Ausweispapiere in der Hand hielt, wiederholte Polizist Nr. 1 das ich 2000 Pesos zahlen müßte, ansonsten würde er mir ein Strafzettel schreiben, den ich dann am Morgen in der Polizeistation in Playa del Carmen ab 8:00 Uhr begleichen könne. Bis dahin würde er meinen Führerschein und Reisepass behalten und in der Polizeistation hinterlegen. Diese bekomme ich nur wieder wenn der Betrag gezahlt wird. Was tun. Pesos hatte ich nur wie oben beschrieben in der Tasche, aber noch einen 100 € Schein, den er gesehen hat als ich meine Geldbörse geöffnet habe. Er sagte ausnahmsweise würde er auch die 100 € nehmen. Auf meinen Einwand, das 100 € aber mehr sind als 2000 Pesos ging er nicht ein, sondern wiederholte die Möglichkeit „Papiere mitnehmen und ab 8:00 Uhr auslösen….für uns nicht Möglich, da wir unseren Flug erreichen mußten…Also habe ich die 100 € übergeben. Es erübrigt sich fast zu erwähnen, das ich dafür keine Quittung o.ä. erhalten habe. Den freundlichen Hinweis für den Rest der Fahrt unbedingt die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten gab es dann zusammen mit den Papieren zurück. Obwohl wir wirklich tolle Tage in Mexiko verbracht haben, viel vom Land und den Leuten gesehen haben, blieb dieser bittere Beigeschmack und ich war froh als wir im Flieger saßen und dieser abhob Richtung USA.

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    1. Wow, danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht….und leider ein weiterer Beweis dafür, wie korrupt die Polizei dort ist, gerade weil diese Regionen doch auch vom Tourismus leben. I don’t get it…
      Gerne kannst du auch noch die Mietwagen-Geschichte zum Besten gegeben. Unsere Erfahrung war da zwar noch verhältnismäßig reibungslos, wurde aber trotzdem durch ewige Wartezeite, unfreundlichem Service, heftige Kaution und fast schrottreifem Mietwagen geschmälert…

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  2. Rebekka Hartmann 30. August 2018 um 0:38

    Hallo zusammen,
    auch wir sind leider dieser korrupten Polizei begegnet (08/2018).
    Wurden angehalten, weil wir angeblich zu schnell gefahren sind und vor einem Topes nicht komplett gestoppt haben. Sobald wir aber bemerkt haben, dass eine Polizei hinter uns fuhr, sind wir lieber langsamer als erlaubt gefahren und nach max. 20 Sekunden haben sie uns schon per Lichthupe an die Seite gewunken. Nachdem wir etwas spanisch verstehen, hat sich herausgestellt, dass er sich irgendeinen Unfug ausgedacht hat, wofür wir nun 3000 Pesos zahlen sollten oder er nehme unsere Ausweise (ja,leider haben wir die ihm gegeben) mit aufs Revier. Ich wollte es drauf ankommen lassen (die auf dem Präsidium werden doch wohl nicht alle korrupt sein), mein Freund hat dann aber brav unser restliches Geld hergezogen und gemeint, dass wir nicht mehr haben. Erst lachte der Polizist über die 500 Pesos und nach weiteren 3 min sinnlosem Hin- und Herreden hat er sich dann damit zufrieden gegeben und uns unsere Ausweise wieder gegeben. Hatten bis dato super 3 Wochen in Mexiko, aber das hat die Stimmung ordentlich gedrückt. Wenn uns Obdachlose ausrauben, OK, aber es ist schon wahnsinnig dreist und frech, wenn das ein Polizist macht. Einfach nur jämmerlich. Nicht mal seine Sonnenbrille hat er abgenommen, sodass man ihm in die Augen sehen konnte. Sein Kollege stand brav daneben und hat nichts gesagt.
    Selbst im Nachhinein wüsste ich nicht, wie man das besser lösen kann. Evtl auf dumm stellen und kein Wort spanisch sprechen. Keine Ahnung.
    Aber definitiv traurig dass so etwas möglich ist

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    1. Hi Rebekka,
      vielen Dank für den ausführlichen Erfahrungsbericht! Du beschreibst genau das Gefühl, welches wir auch hatten. Von Gaunern ausgeraubt werden….okay…aber von der offiziellen Polizei…das raubt einem einfach jegliches Vertrauen. Vor allem: Was tun, wenn man in Mexiko mal Hilfe braucht? Auf die Polizei verlassen kann man sich ja offensichtlich nicht.
      Echt schade sowas!
      Anyway, Danke nochmal fürs Feedback! 🙂

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  3. Wir haben genau das Gleiche heute erlebt. Sind angeblich auch zu schnell gefahren. Kosten 2500 Peseos und dann noch Mal 2000 weil wir angeblich mit Warnblinker hätten fahren müssen. Hatten wir natürlich nicht dabei. Sein Ziel ganz klar. Er wollte uns jeden Cent abnehmen den wir dabei haben. Selbst den 20€ Schein den wir noch dabei hatten mussten wir lassen. Den Führerschein hat er die ganze Zeit behalten. Und als er dann insgesamt 3000 Pesos plus 20€ hatte tat er so als würde er telefonieren um abzuklären ob das reicht. Einfach nur affig.
    Wir bekamen den Führerschein wieder und er schüttelte uns die Hand als wären wir best Friends.
    Man hat einfach keine Chance dieser Situation zu entgehen. Man ist machtlos. Ich hoffe einfach ihm bleibt ein Taco im Hals stecken. Charma ist a bitch.

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    1. Hey Jenny, vielen Dank für das Teilen eurer Geschichte. Es ist echt eine beschissene Situation und vermiest einem so richtig das sonst eigentlich schöne Mexiko. Wir hoffen, ihr konntet euren Aufenthalt trotzdem noch genießen!

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  4. Sie sollten vielleicht nicht in solche Länder reisen. Ich wurde auch überfallen, aber das Land in so ein schlechtes Licht zu rücken um mal wieder eine reißerische Bericht zu schreiben. Bleibt einfach daheim.

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    1. Wir sehen es nicht so, dass unser Bericht reißerisch ist, er spiegelt lediglich unsere Mexiko-Erfahrung wieder, die nunmal leider so war. Wie du in unserem Blog lesen kannst, wären wir im März fast wieder nach Mexiko geflogen…es ist also nicht so, dass wir das Land für uns abgestempelt haben. Aber wir würden mit dem Wissen der Korruption und der Überfälle/Diebstähle vor Ort nun anders und vorsichtiger reisen als noch beim ersten Mal. Und genau dafür haben wir auch den Beitrag geschrieben, um eben zukünftige Mexiko-Reisende vorzuwarnen, dass so etwas passieren kann…denn wir hätten auch gerne etwas genauer über die Methoden bescheid gewusst.
      Gerade für diesen Artikel haben wir auch schon einiges an positivem Feedback bekommen und das nicht nur von Touristen, denen ähnliches passiert ist, sondern auch Menschen, die in Mexiko leben und sich über die vorherrschende Korruption ärgern. Zu tun, als gäbe es diese nicht, ist weder für Reisende, noch für die Einheimischen zielführend.

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