Mit der deutschen Traditions-Airline Condor haben wir auf Langstrecke in der Vergangenheit nicht gerade die besten Erfahrungen gemacht. Vor kurzem hatte sich der zuletzt heftig kriselnde Touri-Flieger erneut in unsere Flugplanung geschlichen… also auf ein Neues! Wie schlägt sich Condor auf Kurzstrecke in Corona-Zeiten?
Für die Rückkehr von unserem Sizilien/Sardinien-Trip im September waren wir auf der Suche nach einem Rückflug von Cagliari oder Olbia nach Frankfurt. Nach langem Herumexperimentieren kristallisierte sich Condor als einzige bezahlbare Option heraus.
Bei unserer letzten Condor-Buchung von Frankfurt nach Las Vegas hatte uns die deutsche Airline vor allem mit extrem hohen Zusatzkosten schockiert, die bei der Buchung nicht wirklich ersichtlich waren. So berechnete man uns neben sehr hohen Sitzplatzkosten nur für ein vegetarisches Bordmenü 18 Dollar pro Mahlzeit pro Strecke. Die ganze Story könnt ihr hier nachlesen: Langstrecke mit Condor – Teurer Gourmet-Matsch in Uralt-Jets.
BUCHUNG
Anyway, neuer Flug, neues Glück und auf Kurzstrecke ist die Bordverpflegung ja sowieso nicht relevant. Also haben wir Anfang September der kriselnden Traditions-Airline nochmal unser Vertrauen geschenkt und über das Portal seat24 den One-Way-Flug von Olbia auf Sardinien nach Frankfurt für rund 70 Euro gebucht. Für den Reisezeitraum in der auslaufenden Hauptsaison mit extrem kurzfristiger Buchung (knappe 2 Wochen vor Abflug) grundsätzlich okay!
Wie mittlerweile so ziemlich alle Airlines schlägt auch Condor nochmal bei Handgepäck und Sitzplatzreservierung ordentlich auf den immerhin recht günstigen Flugpreis drauf. In unserem Fall bezahlen wir für unsere Sitzplätze und zwei Handgepäckkoffer zusätzliche 40 Euro. Das Maximalgewicht für die Koffer ist auf 8kg beschränkt und wird am Check-In-Schalter auch gewogen.
APP/ONLINE-CHECK-IN

Kurz vor Urlaubsbeginn wollten wir die Flugdaten dann schonmal in die Condor-App einpflegen, um von dort während dem Trip bequem den Check-In abhaken zu können. Wir staunten nicht schlecht, als die App uns systematisch aus der „Buchung hinzufügen“-Maske kickte. Der Grund: da wir unsere Flüge nicht direkt bei Condor gebucht hatten, sperrte uns die App quasi aus. Auch googlen ergab keinen Workaround.
Wir sind bisher mit 22 Airlines geflogen und hatten dieses Problem tatsächlich noch nie. Jeder Carrier ließ immer das Einpflegen der Flugdaten in die eigene App zu, um dort den Status der Flüge kontrollieren zu können, Zusatzleistungen hinzubuchen zu können oder eben einfach kurz vor Abflug den Online-Check-In mobil absolvieren zu können. Das ausgerechnet Condor bei diesem simplen Service streikte, passte leider in unser Bild.
Im Gegensatz zu vielen Billigfliegern erlaubt Condor den Check-In erst 24 Stunden vor Abflug, was wir auch schon von anderen Airlines so kennen, also erstmal kein Problem. Angekommen in unserem letzten Hotel in Olbia war es also an der Zeit für den Online-Check-In, den wir mangels App-Unterstützung am Laptop machen wollten. Zum ersten Mal in unserer Flugbuchungs-Laufbahn funktionierte auch der Online-Check-in nicht mit der Begründung, dass der Abflughafen Olbia dies nicht unterstütze. Da jeder kleine Provinzflughafen das bei Ryanair easy hinbekommt, schätzen wir, dass das Problem definitiv bei Condor lag. Auch ein Anruf bei der Condor-Hotline ergab keine hilfreichen Erkenntnisse. Nach langer Warteschleife und zahlreichen Abfragen unserer Buchungsdetails konnte uns die lediglich semi-freundliche Hotline-Mitarbeiterin auch lediglich die Fehlermeldung vorlesen, die wir am Laptop angezeigt bekamen. Keine Begründung, kein Workaround, bitte morgen zum Check-In-Schalter.
Airport-Experience

Da unser Abflug um 8 Uhr morgens ging, war der Besuch beim Check-In-Schalter mit langer Economy-Schlange nicht unbedingt unser bevorzugter Way-to-go. Wegen der Probleme beim Online-Check-In mussten wir früher aufstehen, früher zum Flughafen, lange in einer Warteschlange warten, denn bei Condor fliegen viele Pauschal-Touristen mit inkludiertem Aufgabegepäck, welches natürlich aufgegeben werden muss. Diese eigentlich unnötige Warteschlangen-Odyssee war ein deutliches Komfort-Minus, was selbst Ryanair besser hinbekommt, sorry, Condor!
Airline-Mitarbeiter teilten bereits in der Check-In-Warteschlange auszufüllende Corona-Ausreise-Formulare, die am Gate beim Boarding eingesammelt werden würden. Hätte man natürlich auch elektronisch beim Online-Check-In umsetzen können, aber naja…

Nach rund 30 Minuten Warten kamen wir endlich an die Reihe und wurden recht unfreundlich abgearbeitet. Die Condor-Mitarbeiterin fiel uns mehrfach ins Wort, bis wir ihr endlich unser Problem mit dem Online Check-In erklären konnten. Daraufhin bekamen wir richtig old schoolige Papiertickets und durften endlich in den Airside-Bereich.

Bis hier hin war unsere Condor-Kurzstrecken-Experience nervig und holprig ohne Ende und wir waren froh, als wir endlich durch die Security konnten. Immerhin war am Flughafen Olbia die Lounge geöffnet und wir konnten dank Priority Pass die verbleibende Wartezeit aufs Boarding angenehm verkürzen und in einer komplett leeren Lounge ein kleines Frühstück mit Kaffee zu uns nehmen.
BOARDING

Als es dann Zeit für’s Boarding wurde, gingen wir zum Gate am anderen Ende des übersichtlichen Flughafens, wo auch schon unser Condor-Airbus A320 stand. Wie bei dem deutschen Touri-Flieger üblich, war die Maschine nicht gerade neu, im Vergleich zur fast uralten Langstrecken-Flotte vom Typ Boeing 767 aber noch im durchaus rüstigen Alter von 17 Jahren.

Beim Boarding wurde das beim Aufgabeschalter erhaltene Formular ausgefüllt wieder abgegeben und wir konnten in die Maschine. Ab hier wurde das Flugerlebnis Condor dann auch ganz souverän. Unser Jet war nicht mal ansatzweise voll, weswegen wir uns die Sitzplatzreservierung eigentlich hätten sparen können …aber nach einer meganervigen Erfahrung bei AirFrance riskieren wir das nicht mehr.




Wir hatten eine Dreierreihe komplett für uns und konnten uns entsprechend angenehm ausbreiten. Die Maschine machte von innen einen sauberen, gepflegten Eindruck, die Bein-Freiheit war Economy-Durchschnitt, aber voll okay… es gab eigentlich nix zu meckern. Auffällig war, dass das ganze Ryanair-Chaos mit dem Handgepäck-in-die-Gepäckfächer-Stopfen bei Condor überhaupt nicht zu beobachten war und der Großteil der Passagiere mit wirklich minimalem Handgepäck unterwegs war. Das hängt natürlich mit den weiter oben erwähnten Pauschal-Buchungen zusammen. Wer mit einem großen Koffer in den All-Inclusive-Badeurlaub fliegt und sowieso nur zwei Stunden in der Luft ist, verzichtet auf die eigentlich absurden Handgepäck-Orgien. Dementsprechend waren wir auch so ziemlich die einzigen Fluggäste, die überhaupt die Gepäckfächer genutzt haben.
Natürlich herrschte auch bei Condor den ganzen Flug über Maskenpflicht, lediglich für kurze Trink- oder Esspausen durfte man diese abnehmen..
DER FLUG

Nach dem Boarding ging es dann auch zügig los. Der Flug verlief unspektakulär, die Crew hielt sich Corona-bedingt sehr beim Kundenkontakt zurück. Getränke oder Snacks gab es sowieso nur gegen Gebühr (kein Unterschied zu Ryanair also), aber da wir in der Lounge gegessen und getrunken hatten, waren wir bestens versorgt. Die Piloten meldeten sich mehrmals mit kurzen Infos zur Flugroute und wirkten dabei teilweise wie Reiseführer im Cockpit, machten ihre Sache aber durchaus charmant.

Vor der Landung in Frankfurt wurde für alle Fluggäste das „Aussteigekarte“ genannte Formular für die deutschen Behörden ausgeteilt, welches im Flieger ausgefüllt werden musste und auch während des Landeanfluges wieder eingesammelt wurde.

Und damit ging der Kurzstrecken-Hopser von Olbia auf Sardinien nach Frankfurt auch schon mit Riesenschritten dem Ende zu. Die Landung am größten Airport Deutschlands bestätigte erneut mit unzähligen geparkten Flugzeugen die prekäre Lage, in welcher sich aktuell die gesamte Flugbranche befindet. Nach einer recht weichen Landung rollten wir an geparkten Lufthansa A380-Doppeldeckern vorbei, die aufgrund der Corona-Krise vielleicht nie wieder abheben werden. Der ganze Flughafen glich wi schon bei unserem Abflug vor 1,5 Wochen einem Geister-Airport.

Beim Aussteigen achtete die Besatzung akribisch darauf, dass alle Passagiere sitzen blieben, bis die Gangway angeschlossen war und dann Reihe für Reihe deboarded wurde. Das funktionierte hier noch deutlich besser und zivilisierter als bei Ryanair, allerdings war die Condor-Maschine auch deutlich leerer als die Jets des irischen Billig-Fliegers.
FAZIT
Das Flugerlebnis mit Condor war vollkommen souverän und tatsächlich deutlich weniger hektisch und anstrengend als mit einer proppenvollen Ryanair-Maschine mit gefühlten zehn Tonnen Handgepäck. Auch das Handling mit den Corona-Regeln war gut und man fühlte sich zu jeder Zeit sicher. Dafür sorgten aber die zahlreichen Check-In-Probleme und App-Abfucks für völlig unnötigen Stress vor der Reise, der in dieser Form überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist.
Nach dem Kurzstrecken-Hopser von Sardinien nach Frankfurt hatte sich unser Bild von Condor nicht unbedingt verbessert, aber auch nicht wirklich verschlechtert. Wir werden sie in Zukunft nicht gezielt meiden, sie aber auch nicht wirklich einem anderen Carrier vorziehen. Es ist immer kritisch, wenn der einzige Grund für die Airline die angebotene Flugverbindung ist und nicht etwa der Preis, das Vielfliegerprogramm oder die Flug-Experience. Gerade in der Zeit von Ryanair & Co wäre es umso wichtiger für einen Touri-Bomber wie Condor, der ja seit der Thomas Cook-Pleite 2019 sowieso heftig kriselt, sich auf dem Markt als sympathische Alternative zum Preisbrecher zu positionieren. Ryanair macht es seiner Konkurrenz diesbezüglich ja nicht gerade schwer, denn sympathisch ist definitiv anders. Aber wenn es schon bei simplen Disziplinen wie dem Online-Check-In hakt, die Hotline-Mitarbeiter wenig hilfreich und die Check-In-Mitarbeiter unfreundlich sind, reicht das fast schon um beim nächsten Mal wieder bei der Konkurrenz zu buchen, bzw. bei Condor nur, wenn es keine bessere Möglichkeit gibt. Unser Verhältnis zur deutschen Airline bleibt also schwierig…
An der Stelle interessieren uns aber auch eure Erfahrungen! Hat die Condor euch schon mal innereuropäisch in den Urlaub geflogen? Hattet ihr Probleme? Womöglich auch beim Online-Check-In? Oder lief alles super und ihr wart wunschlos glücklich? Wir sind gespannt auf euer Feedback!