Mit der Swiss Business Class auf Kurzstrecke (LUX-ZRH) …oder wie wir mit einer Lufthansa-Buchung in einem Swiss A220-100 gelandet sind

Nach ziemlich genau zwei Jahren Pandemie fühlte sich ein immer näher kommendes Abflugsdatum in die USA regelrecht unrealistisch an und irgendwie waren bis kurz vor Abflug noch auf alles mögliche gefasst, was unsere Pläne in letzter Minute hätte durchkreuzen können. Doch das Universum meinte es gut mit uns, der Corona-Test am Vorabend war negativ, unser Meilenschnäppchen-Trip nach Kalifornien würde tatsächlich stattfinden, wenn auch etwas anders als ursprünglich geplant…


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Von der 747 zur Triple 7

So ganz nach Plan gelaufen war das alles übrigens nicht, denn wie ihr der Überschrift entnehmen könnt, soll es hier um das Kurzstrecken-Business Class-Produkt der Swiss gehen, obwohl wir eigentlich mit der Lufthansa von Luxemburg via Frankfurt in die USA jetten wollten. Der Grund dafür war vor allem die Boeing 747-8, die legendäre Queen of the Skies, mit der Dustin im exklusiven Oberdeck über den Atlantik fliegen wollte.

Doch rund einen Monat vor Abflug begann eine kleine Umbuchungs-Odysee. Eine Mail-Benachrichtigung informierte uns darüber, dass unser Zubringer-Flug nach Frankfurt aus operativen Gründen verlegt wurde und dadurch nicht mehr für unseren Flugplan zur Verfügung stand. Stattdessen stand nun Frankfurt in der Buchung als Startflughafen. Das war für uns zwar weiter weg als der Startpunkt Luxemburg, aber dennoch machbar.

Eine Woche später wurden wir dann recht kryptisch von Miles & More kontaktiert, dass wir uns bitte bei der Service-Hotline melden sollten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen in der Warteschleifen-Apokalypse landeten wir schließlich bei einem Mitarbeiter, der sich für unser Problem noch einen Kollegen zu Rate ziehen musste… wobei wir ja selbst nicht wussten, wo genau überhaupt das Probem lag.

Im Endeffekt lag es an unserem eigentlichen Abflughafen Luxemburg, durch welchen wir bei unserer Meilenschnäppchen-Buchung weniger Steuern & Gebühren gezahlt haben, als wenn wir ab Deutschland gestartet wären. Würden wir also wie es jetzt in der Buchung vermerkt war ab Frankfurt starten wollen, müssten wir rund 100 Euro zusätzlich bezahlen.

Das war uns die Boeing 747 dann doch nicht Wert, schließlich stand der Rückflug von San Francisco mit der Queen of the Skies ja auch noch auf dem Programm. Die freundlichen Miles & More-Mitarbeiter schlugen uns als kostenlose Alternative die Langstrecke mit der Swiss vor. So würden wir minimal später in Luxemburg nach Zürich starten und dort nach einem kurzen Aufenhalt im Langstrecken-Flaggschiff der Schweizer über den großen Teich fliegen, alles natürlich auch in der Business Class. Eine Buchung, 2 Airlines, 2 verschiedene Business Class-Erfahrungen? Warum eigentlich nicht?

Sitzplatzreservierungen und Essens-Sonderwünsche wurden anschließend auch noch geduldig angenommen. Wenn man bis jemanden bei den Lufthansa/Miles & More-Hotlines erreicht, wird man definitiv freundlich bedient.

Vor dem Abflug / Kurzer Corona-Rundown

Wir verwenden an dieser Stelle nicht mehr allzu viel Zeit für die Corona-Vorbereitungen, da die Informationen in der sich langsam verabschiedenden Pandemie vermutlich bald komplett irrelevant sind. Für die Einreise in die USA benötigten wir unsere Impf-Nachweise, ein negatives Test-Ergebnis (auch Antigen-Schnelltests erlaubt) mit Reisepass-Nummer und englischer Sprache und eine unterschriebene Einreise-Erklärung zum Corona-Thema. Dazu natürlich ein aktuelles ESTA.

Am Vorabend luden wir alles auf der Website der Swiss hoch. Die Prüfung unserer Dokumente erfolgte binnen Minute und wir bekamen per Mail das Go, dass alles vollständig sei. Dann folgte noch der obligatorische Online-Check-In und es konnte losgehen…

Check-In in Luxemburg / Lounge

Eine gute Stunde vor Abflug kamen wir am übersichtlichen lux-Airport an. Am Check-In-Schalter der Swiss wurden nochmal unsere Dokumente geprüft, dann unser Gepäck aufgenommen… und das war’s auch schon. Von dort ging es schnell durch die Security und noch auf einen schnellen Kaffee in die Lounge, zu der wir durch unsere Business Class-Tickets Zugang hatten. Alternativ kommt man aber auch als Inhaber eines Priority Pass hinein.

Die Lounge verfügte nach langem Corona-Sparprogramm wieder über einiges an Frühstücks-Auswahl und war angenehm leer. So startet es sich gleich nochmal entspannter auf einen großen Trip!

Der Flug im Swiss A220-100

An dieser Stelle lassen wir Flugzeug-Nerd mal kurz von der Kette und lassen ihn von dem Airbus A220-100 schwärmen, der nicht ganz unwesentlich zu unserem Flugerlebnis beträgt. Der Kurzstrecken-Jet ist eigentlich kein Airbus-Erzeugnis, sondern wurde vom kanadischen Flugzeugbauer Bombardier Aerospace entwickelt. Damals hieß der Typ noch Bombardier CSeries, als welche die Maschinen auch von der Swiss übernommen wurde. Tatsächlich war Swiss mit der Übernahme am 30. Juni 2016 auch der Launch Customer der kleinen Variante (CS100), während die größere CS300 am 28. November 2016 erstmals für Air Baltic flog.

Im Vergleich zur etwas größeren Konkurrenz von Boeing (737) und Airbus (A320) war die CSeries eine komplette Neuentwicklung, die genau auf möglichst effizienten und modernen Kurzstreckenbetrieb ausgelegt war. Nicht nur bei der Kerosin-Rechnung sorgte das für Vorteile, auch die Passagiere profitierten von dem im Vergleich zur Konkurrenz geräumigeren Innenraum. Der ist in der Regel mit einer 2-3-Bestuhlung bestückt, wodurch Paare ohne zusätzlichen Sitznachbarn Gangzugang haben. Außerdem sind die Kabinenfenster signifikant größer als bei 737 und A320.

Ende 2017 übernahm Airbus dann das CSeries-Programm, mit welchem Bombardier trotz des fortschrittlichen Flugzeugs in Schwierigkeiten geraten war, und vermarktete den Jet fortan als Airbus A220-100 und A220-300. Gebaut wird das FLugzeug seitdem in zwei Airbus-Werken in Alabama.

Für die meisten mag der A220-100 sich nicht besonders von der Konkurrenz unterscheiden, aber Dustin war trotzdem sichtlich begeistert, den neuen Jet in unsere Flugstatistik aufnehmen zu können. Vielleicht spielte aber auch die Aufregung vor dem anstehenden Trip eine klitzekleine Rolle… who knows… 😉

Auch im modernen A220-100 ist die innereuropäische Business Class letztendlich eine Economy Class mit etwas besserem Essen und einem freien Nebensitz. Da wir als Paar unterwegs waren verzichteten wir darauf und saßen trotzdem nebeneinander. Eine Wasserflasche befand sich am Platz, dazu wurde ein eingepacktes Desinfektionstuch gereicht. Die Ausklapptische zeigten einige unschöne dreckige Schlieren, die belegten, dass die Flächen trotz Corona-Pandemie wohl nicht wirklich gereinigt worden waren.

Trotz der wenig spannenden Business Class machte der A220-100 einen sehr guten Eindruck. Die Fenster waren wirklich merklich größer und generell wirkte die Kabine angenem luftig. Zudem gab es für jeden Platz einen Minimonitor an der Decke, der die Flugroute anzeigte. Ein Feature, über welches man sich in Europa durchaus freuen kann. In den USA fliegen einige Betreiber die gleiche Maschine mit individuellen Entertainment-Screens an jedem Platz und dazu mit einer deutlich besseren Business Class… nur, um nochmal die Unterschiede deutlich zu machen.

Kaum merklich und wirklich leise setzte sich der Jet schließlich auf der Startbahn in Bewegung und hob ebenso diskret ab. Wenig später begann dann auch schon der freundliche Bord-Service mit einem Getränk und einem kleinen Frühstücksmenü, dass für den kurzen Flug ganz angenehm war.

Die kurze Entfernung zwischen Luxemburg und Zürich sorgte dafür, dass man quasi mit dem letzten Bissen schon wieder die Tische hochklappen musste und die Maschine in den Sinkflug überging. Mit den sich im Hintergrund majestätisch auftürmenden Alpen landeten wir schließlich in der größten Stadt der Schweiz.

Im Gegensatz zu Luxemburg erfolgte das De-Boarding von einer Vorfeldposition mit dem Bus. Von dort ging es für uns dann weiter ins internationale Satelliten-Terminal, aber dazu im nächsten Business Class-Bericht mehr…



Unsere Kurzstrecken-Erfahrung mit der Swiss Business Class war vor allem aufgrund der modernen, leisen A220-100 mit ihren riesengroßen Fenstern ein superangenehmes Zubringer-Erlebnis. Fairerweise muss man sagen, dass wir das aber sehr ähnlich auch in der Economy Class gehabt hätten. In unserem Fall war das Segment Teil unserer Meilenschnäppchen-Buchung, hätten wir den kurzen Flug separat zahlen müssen, wären über 300 Euro fällig geworden (one way). Das ist mehr als das doppelte von dem, was Swiss für einen Economy–Sitzplatz verlangt, allerdings dann ohne Aufgabegepäck und Sitzplatzreservierung.

Letztendlich müssen wir wie schon bei unserer Erfahrung mit der Lufthansa Kurzstrecken-Business-Class im Jahr 2019 sagen, dass das europäische Business-Produkt seinen Aufpreis in den meisten Fällen letztendlich nicht wert ist, egal ob Lufthansa oder Swiss. Die einzige Airline auf dem europäischen Kontinent, bei welcher das wohl anders ist, ist – je nach eingesetztem Flugzeugtyp – die Turkish Airlines. Das Vergnügen hatten wir bisher leider noch nicht…

An der Stelle vielleicht nochmal als Disclaimer: Wir sind die Business Class-Flüge durch unsere Meilen fast umsonst geflogen, also eigentlich kein Grund zu meckern, oder? Da es aber viele Leute und Firmen gibt, die hunderte, bzw. tausende Euro für diese Reiseklasse ausgeben, darf man in unseren Augen schon etwas genauer hinschauen. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen zahlenden Passagier bei der Suche nach der richtigen Airline!

Wie sind eure Erfahrungen mit der Swiss? Seid ihr schonmal mit den Schweizern Business Class geflogen? Was waren eure Eindrücke?

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